Cotswolds ist derzeit eines der spannendsten Whiskyprojekte. Im Herzen von England – in dem kleinen Dorf Shipston-on-Stour – wird seid 2014 Whisky und Gin in einer vollkommen neu entworfenen Brennerei mit traditioneller Technik erzeugt. Die Bilder in diesem Beitrag sind Screenshots aus dem Tasting.

links: Bezugsort der Gerste rechts: Lage der Brennerei

Dabei war es dem Gründer Daniel Szor besonders wichtig die gesamte Region, die Cotswolds, mit einzubeziehen. Die verwendete Gerste stammt von regionalen Bauern. Das Wasser kommt ebenfalls aus dem Ort. Die Nachbarn unterstützen die Destillerie gelegentlich beim Abfüllen der Flaschen und nutzen im Gegenzug Abfallprodukte des Brennprozesses zur Fütterung ihrer Tiere. Die klassische Mälzung geschieht beim nachbarlichen Unternehmen Warminster Maltings. Dadurch ist die Brennerei mittlerweile fester Bestandteil des Lebens der Einwohner. Die Destillation des New Make geschieht in zwei Forsyth Copper Pot Stills die auf die Namen Mary und Janis hören. Die Trennung von Vor-, Mittel- und Nachlauf erfolgt traditionell über die Sensorik. Also ohne Unterstützung von Computertechnik.

Tasting

Maik Ahlers von Kirsch-Whisky und Brandambassador Rob Patchet haben zu einem sehr dynamischen und niemals langatmigen Online Tasting von sechs verschiedenen Abfüllungen geladen. Dem Ruf mussten wir natürlich folgen. Lest hier unsere Eindrücke zu den Abfüllungen:

Cotswold Signature

Der Signature ist ein dreijähriger Whisky Blend aus zwei verschiedenen Casks: STR Rotwein Cask (70%) und Ex-Bourbon Cask (30%). Die Fässern werden drei Monate vor der Abfüllung vermählt und auf Abfüllstärke mit 46% verdünnt. Der Signature ist die erste Abfüllung von Cotswold die überhaupt erschienen ist. Der Preis beträgt um die 45€.

Kurz nach dem Eingießen empfangen mich zunächst kräuterig-fruchtige Aromen und etwas das mich an Sandelholz erinnert. Nach ein paar Minuten treten diese Aromen in den Hintergrund und meine Nase empfängt ein Bouquet aus frischen dunklen Kirschen, Aprikose und nussigen Aromen mit einer angenhmen Kräuterwürze.

Am Gaumen fällt mir als erstes die schöne cremige Konsistenz auf. Aromatisch finde ich Kokos, dunkle Kirschen, süßen Honig, eine leichte Würze und geröstete Mandeln mit Zitrusschalen. Alkohol kann ich so gut wie gar nicht wahrnehmen. Ein absoluter Easy Sipper der älter wirkt als er ist.

Cotswold Harvest Special No.1 (Artist Edition)

Diese Abfüllung wurde mit der lokalen Künstlerin Josephine Trotter kreiiert. Dafür wurden 65% STR Rotwein Casks, 20% Bourbon Casks und zu 15% Ex-Laphroaig Quarter Casks miteinander geblendet. Die Abfüllung erfolgte mit 52,5%. Der Preis beträgt um die 100€. Einmal jährlich soll eine neue Abfüllung dieser Linie erfolgen, die durch die Kunst die Region der Cotswolds zelebriert.

Den Rauch aus den Islay Fässern riecht man auch direkt, jedoch absolut nicht aufdringlich, sondern perfekt mit einem Bananenaroma eingebunden. Daneben finde ich getrocknete Früchte, frische, leicht angebrannte Waffeln mit Honig und leicht erdig-mineralische Aromen.

Die Rauchbanane tritt auch am Gaumen in Szene. Genau wie der gebrannte Zucker, Mineralien, Kokosnuss, Ingwer und etwas Aprikose. Nichts dominiert, alles wirkt sehr gut balanciert. Der Abgang ist geprägt von Vanille und leichten Rauch. Der Whisky ist ebenso ölig und für seine ABV sehr mild.

Cotswold Sherry Cask

Der Whisky ist ein Blend aus Whisky der zuvor in Oloroso und PX Sherry Fässern der Bodega José y Miguel Martin gelagert wurde. Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke mit 57,4%. Die Flasche kostet um die 60€.

Meine Nase empfängt Marzipan, kandierte Pflaume und junges Holz. Dazu noch Gebäck, Gewürze, dunkle Trockenfrüchte, Kaffeebohnen und ein Hauch von Melasse. Die Nase ist dicht und fett.

Am Gaumen finde ich Dattel, Trockenfrüchte, Kaffee, geröstete Mandeln und eine Menge Leder. Eine Süße ist vorhanden, aber weniger ausgeprägt als ich bei einem PX Fass erwartet habe. Der Whisky ist fantastisch balanciert. Der Caskeinfluss ist sowohl im Geruch als auch im Geschmack sehr ausgeprägt und verdrängt den Brennereicharakter. Der Whisky gefällt mir trotzdem sehr gut.

Cotswold Founder Choice

Der Founders Choice wurde ausschließlich in STR Rotwein Fässern gelagert und in Fassstärke mit 59,1% abgefüllt. Schon ab 54€ kann man sich diese Flasche ins Regal stellen.

Herstellung STR Rotweinfass

Dunkle Pflaumen begrüßen mich zusammen mit Zimt und einer kräftigen Würzigkeit. Tief im Glas finde ich eine leichte aber nicht unangenehme Alkoholnote. Am Gaumen ist auch dieser Whisky sehr ölig und mundfüllend mit Aromen von roten Dörrfrüchten, Vanille, würzigen Zimt, Pfeffer, Gebäck und Nüssen. Die Abfüllung ist sehr gut balanciert und hat eine sehr gute Alkoholintegration. Das Finish ewig lang. Extrem lecker!

Coltswold Oloroso

Dies ist eine Single Cask Abfüllung exklusiv für Kirsch-Whisky die ausschließlich im Oloroso Sherryfass gelagert und nach 6 Jahren in Fassstärke mit 59,9% abgefüllt wurde. Um die 100€ muss man für diese Abfüllung einplanen.

Dunkle Früchte wie Dattel, Rosinen und Pflaumen, dunkle Schokolade, Keksteig, und gebrannter Zucker zeichnen den Geruch aus. Die Nase ist sehr dicht und voll.

Der Geschmack ist komplex und die Textur ölig und mundfüllend. Aromatisch bietet diese Abfüllung verschiedene Trockenfrüchte wie Rosinen und Pflaumen, Leder, kandierte süße Creme Brulee, dunklen Kakao, Tabak, Holznoten, Malzbonbon und leicht bittere Tannine. Der Abgang ist langanhaltend mit Aromen von Honig und Sherry.

Die Alkoholeinbindung ist nahezu perfekt, die hohen ABV stören überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Dazu wirkt der Whisky perfekt gealtert. Ebenfalls extrem lecker und mein Favorit in diesem Vergleich. Auch wenn auch hier der Brennereicharakter verloren geht.

Cotswold Peated

Der Whisky reifte in ehemaligen quarter Casks der Laphroaig Brennerei, weil man derzeit keine eigenen Möglichkeiten hat seine Gerste zu peaten. Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke mit 59,6%. Eine Flasche ist ab 57€ erhältlich.

Die Nase startet fruchtig mit deutlichen Getreidenoten, Honig und nicht zu dominanten, perfekt eingebundenem Rauch. Eine leichte Mineralität finde ich noch im Hintergrund.

Der Geschmack landet dann komplett anders auf der Zunge: grünes Gemüse, viel grüner Pfeffer, viel Rauch, salzige Olivenlake, Umami, und Mineralien lassen deutliche Gedanken an einen Mezcal aufkommen. Der Abgang ist auch hier ewig und trotz der hohen ABV kaum alkoholisch. Ein abgefahrener Whisky mit einer sehr eigenen Aromenpalette. Wer die Möglichkeit dazu hat sollte ihn unbedingt mal kosten!

Fazit

Ein geiles Tasting, das mit einer zackigen Geschwindigkeit sechs ziemlich unterschiedliche Whiskys präsentiert hat. Jede der Abfüllungen hat mir gefallen und würde ich auch wieder trinken. Cotswold zeigt das Whisky nicht immer ewig alt sein muss um richtig gut zu sein. Auch die Preisgestaltung empfinde ich für das Gebotene als fair. Einzig die Artist Edition schert aufgrund der künstlerischen Gestaltung etwas aus. Mein Sieger ist der Oloroso Single Cask, der nebenbei ganz hervorragend in die aktuelle Jahreszeit passt. Vielen Dank an Cotswold und Kirsch-Whisky für dieses Tasting!