Rum aus El Salvador ist mittlerweile eine echte Größe auf dem deutschen Spirituosenmarkt. Bekannt sind Marken wie Ron Colon und Cihuatán, die meist jedoch auf Trinkstärke setzen. Zuletzt gab es aber auch einige unabhängige Abfüller, die Rum unverdünnt, also in Fassstärke, in die Flasche brachten. Was sie alle gemeinsam haben: Sie stammen aus der gleichen Quelle, der Licorera Cihuatán, der einzigen Rumbrennerei des Landes. Einige Abfüllungen hatten wir bereis vor längerer Zeit im Test, und waren damals nicht besonders angetan von den teils massiv gezuckerten Abfüllungen.

Die „Folklore“ Sonderedition ist der neueste Wurf von Maestra Ronera Gabriela Ayala, die damit all jene Rumliebhaber ansprechen will, die auf der Suche nach einem puren, unverfälschten Einzelfass-Erlebnis ohne Zusätze sind. Wir haben zwei Abfüllungen dieser Edition testen können. Diese Rums sonnten sich insgesamt 17 und 18 Jahre in El Salvador, eine Zeit lang in ehemaligen Bourbonfässern und einen Teil in Fässern aus neuer amerikanischer Weißeiche. Das genaue Zeitverhältnis bleibt ein Geheimnis. Von diesen raren Rums haben es von den 15 Fässern nur wenige nach Deutschland geschafft, eines davon konnte sich Rum & Co sichern. Das Andere hat Perola abgefüllt.

Die „Dualidad“ – also die Zweisamkeit – ist das Thema des zweiten Batch. Es spiegelt sich im Zusammenspiel von schwerem Melasserum und der Lagerung in eben jenen, verschiedenartigen Fässern wider. Destilliert wurde der Rum im spanischen Stil auf einer Column Still. Das Etikett und die Verpackung ziehen, typisch für die Marke, mit ihren bunten Details die Blicke auf sich und zollen der Geschichte des Landes und der Maya-Kultur Tribut. In der Maya-Schöpfungsgeschichte spielte die Zweifaltigkeit eine zentrale Rolle.

Die Schwere des Rums drückt sich durch den hohen Congenersanteil von aus, wodurch er ein komplexes Aroma erhält. Congeners sind Inhaltsstoffen, die als Nebenprodukte bei der Fermentation und Destillation entstehen. Dazu zählen zum Beispiel die Ester, die vorallem bei jamaikanischen Rums zu finden sind. Aber auch Aldehyde, Säuren, Sulfite oder auch höhere Alkohole. Diese Stoffe haben jeweils ein ganz eigenes Aromenbild, das von fruchtig bis kräuterig reicht. Die Kunst liegt darin diese Aromen in die perfekte Balance zu bekommen. Nun kommen wir aber zurück zum Rum.

Cihuatán Folklore Rum & Co

Die Abfüllung für Rum & Co reifte für 17 Jahre in den Tropen und hat einen Congenersanteil von 976.6mg/100ml. Die unverdünnte Abfüllung mit 53.6% erfolgte in 213 Flaschen mit jeweils 700ml Inhalt. Eine Flaschen kostet ungefähr 160€.

Der Cihuatán liegt mit einem kräftigen Farbton im Glas, der irgendwo zwischen Kupfer und einer Nuance Rostmuskat liegt. Beim Schwenken hinterlässt er ölige Spuren, die zügig wieder hinab laufen.

In der Nase begeistert er mit intensiven fruchtigen Aromen von getrocknete Feigen und Äpfeln, dazu gesellen sich reichlich Toffee und Vanille und eine kolonnentypische Klebernote. Daneben kommen Aromen von gerösteten Haselnüssen, Milchschokolade und nicht zu aufdringliche Holzaromen zur Geltung. Mit etwas Zeit zum Atmen zeigen sich auch florale Aromen und die Klebernote rückt in den Hintergrund.

Am Gaumen setzt sich der Einruck fort: Wir finden wieder kandierte Äpfel, bei denen der Zucker schon ein paar Röstnoten abbekommen hat und nun getrocknete Aprikosen und florale Aromen. Wieder Milchschokolade, Vanille, Holz und auch Haselnüsse. Wobei auch im Geschmack das Holz nicht zu dominant ist und dieses auch kaum Bitterstoffe abgegeben hat, was mich bei der langen Lagerzeit in den Tropen und der Nachreifung im Virgin Oak Fass doch sehr verwundert. Das Mundgefühl ist angenehm cremig und die Alkoholeinbindung ist sehr gut. Wir können zumindest kaum Alkohol wahrnehmen. Ausreichend Zeit zum Atmen solltet ihr dem Rum aber auf jeden Fall gönnen.

Im mittellangen Abgang finden die bereits benannten Aromen von getrockneten Aprikosen, Milchschokolade, Haselnuss und Nougat mit einer nun etwas präsenteren Holzwürze zusammen. Ein insgesamt sehr schön balancierter und reifer Spanier.

8.2 von 10.0-

Cihuatán Folklore Perola

Der Cihuatán Single Barrel mit der Fassnummer N32 lagerte für 18 Jahre in einem komplett unbenutzten Fass aus amerikanischer Weißeiche. Das Fass gab nur noch Rum für 123 Flaschen und der Alkoholgehalt beträgt 53,4%. Der Congenersanteil beträgt hier 441,4 mg/100ml. Eine Flasche kostet im Shop von Perola 160€.

Im Farbton zwischen beiden Abfüllungen kann ich keine wesentlichen Unterschiede ausmachen. Auch nicht in ihrem Schwenkverhalten im Glas.

Im Geruch zeigen sich beim Perola-Fass ebenso viele fruchtige Aromen, die hier eher Richtung Apfel und Quitte gehen mit einem minimal vegetalen Nebenaroma. Auch hier finde ich Karamell und geröstete Nüsse. Die Nase empfinde ich im Vergleich aber etwas „rumiger“. Auch empfinde ich die Klebernote weniger präsent. Wie beim ersten Fass sind die Holzaromen für 18 tropische Jahre erstaunlich unterrepräsentiert.

Am Gaumen dann zunächst geröstete Haselnuss und Apfel, wieder Karamell und dezente Vanillearomen. Die Bitterstoffe wirken etwas präsenter als beim ersten Fass, bleiben aber immer noch im Hintergrund. Im Abgang wirds dann wieder etwas fruchtiger mit einer kräftig würzigen Pfeffernote. Die floralen Aromen im Geschmack des Rum & Co Fasses kann ich hier nicht finden. Auch im Geschmack empfinde ich ihn eher als den „klassischeren Spanier“ und insgesamt gefällt er mir minimal besser.

-8.3 von 10.0-

An wen richten sich diese Rums? Nun eigentlich an jeden ambitionierten Rumgenießer, der sich aus den Abfüllungen in Trinkstärke lösen und auf Zusätze wie Zucker verzichten möchte um den Rum in seiner ursprünglichen Form zu trinken. Er überfordert nicht, aber langweilt auch nicht. Beide Dualidad sind ein angenehme „All Day Sipping Rums“ in der Kategorie der Single Cask Abfüllungen, die sehr fruchtbetont sind.

Hinweis: Die Einleitung und der Test zum Cihuatán Folklore Rum & Co ist zuerst im Schnapsblatt von Rum & Co erschienen

Hinweis 2: Die Bilder entstammen der Webseiten von Rum & Co und Perola

Cheers!