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Markus Faisst von Ratu Rum im Interview: “Fiji steht für das Paradies und holt die Massen ab”

Rum aus Fiji ist stark im Kommen. Die bekannteste Marke ist Ratu Rum. Wir sprachen mit Markus Faiss…
Markus Faisst Ratu Rum

Rum aus Fiji erfreut sich in der Szene immer größerer Beliebtheit. Neben diversen Einzelfassabfüllungen von Rum Artesanal, Plantation und Co. steht vor allem eine Marke für Fiji-Rum: Ratu. Wie die Marke funktioniert und warum das Land plötzlich so populär ist, darüber sprachen wir mit Markus Faisst auf dem German Rum Festival.

Ratu Rum ist dem einen oder anderen Rum-Kenner sicherlich bekannt, der breiten Masse jedoch nicht. Erzähl doch zuerst einmal kurz etwas über die Geschichte der Marke.

Klar, gerne. Ratu gehört zur Marke Rum Co. of Fiji, dahinter steckt der Australier Liam Costello. Er arbeitet seit mehr als 40 Jahren in der Getränke-Industrie. Er war unter anderem Winemaker bei Penfolds und hatte viele Kooperationen mit bekannten Marken, darunter Plantation. Aus seiner Feder stammt der Plantation Fiji 2009. Costello hat ein unglaubliches Know-How. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, er ist einer der Top 5 Master Distiller weltweit aus der Rum-Szene. Die Fiji-Inseln liegen in der Südsee, nordöstlich von Australien. Die Destillerie der Rum Co. Of Fiji hat ihren Sitz in Lautoka an der Westküste. Die Stadt ist zugleich das Zentrum der Zuckerproduktion, seit 1980 wird hier Rum hergestellt.

Fiji ist ja international vor allem für sein Wasser bekannt.

Das berühmte Quellwasser wird zur Herstellung des Rums verwendet. Das Zuckerrohr selbst wächst am Fuß des Sleeping Giants, das ist der höchste Berg dort und zugleich die Quelle für das Wasser. Der vulkanische Boden verleiht der Pflanze – und damit auch dem Rum – übrigens einen leicht mineralischen Geschmack. 

Rum aus Fiji erlebte in den vergangenen ein bis zwei Jahren einen kleinen Hype. Rum Artesanal, SBS und die eingangs erwähnte Marke Plantation setzten alle auf Fiji.

Das stimmt. Unsere Marken Ratu und Bati sind jedoch die einzigen Fidschi-Rums in Deutschland, die zu 100 Prozent auf den Fidschi-Inseln destilliert, gelagert und abgefüllt werden.

Warum ist das Land in der Rum-Welt plötzlich so populär?

Fangen wir beim Big Picture an: Der Rum hat die Gin-Massen erreicht, das sehen wir immer häufiger. Der Gin-Liebhaber, der sich nun verstärkt dem Rum zuwendet, sucht zunächst die süßen Einsteiger, die wir alle kennen. Und entwickelt sich dann allmählich in seinem Tasting-Profil weiter. Denn Rum ist eine Trend-Spirituose mit vielen Anwendungsfällen. Bei Gin beschränken sich die meisten auf Gin Tonic, bei Rum hast du die ganze Tiki-Welt, aber auch anspruchsvolle Drinks wie einen Clarified Milk Punch. Speziell zu Fiji: Das Land weckt wie wenige andere eine Begehrlichkeit. Fiji steht für das Paradies, für Palmen, für exotische Aromen wie Kokosnuss. Das holt die Masse ab.

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  • RATU Signature Blend das Meisterstück der Destille | 100% Column Still Rumsorten, welche mindestens 8 Jahre in...

Lass uns etwas ins Detail gehen und über die Herstellung sprechen. 

Der Destillierapparat der Rum Co. Of Fiji – also sowohl die Pot- als auch die Column Stills – stammen aus Australien. In Australien ist das Material auch einer großen Hitze ausgesetzt. Doch auf den Fiji-Inseln ist das Klima extrem: Es gibt Temperaturen bis zu 38 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Damit muss man umgehen können. Dieses Wissen hat man mit Liam Costello auf die Fiji-Inseln transportiert. 

Das Klima bietet aber auch Chancen, wie man im Whisky-Bereich bei Starward sehen kann. Die machen sich das wechselhafte Wetter in Melbourne zunutze, was den Reifungsprozess enorm beschleunigt.

Auch auf den Fiji-Inseln arbeitet ein Fass völlig anders als in einem Keller in Schottland. Die darin gelagerten Spirituosen erreichen viel schneller eine Trinkreife. Auch wenn man es nicht direkt vergleichen kann, liegt das Verhältnis von Fiji nach Europa laut Faustregel bei etwa Faktor 4,5. Ein 16-jähriger Rum ist eigentlich unbezahlbar. 

Du sprichst vom Ratu Lautoka.

Das ist unser Premium-Produkt, ein Blend aus 50 Prozent Column Still und 50 Prozent Pot Still Rum. Nach der Destillation lagert der Rum für 16 Jahre in ehemaligen Bourbon-Fässern, anschließend erhält er ein sechsmonatiges Finish in alten Muscat-Fässern. Mit um die 65 Euro ist er angesichts des Alters preislich sehr fair. 

Was ist euer Top-Seller?

Unser Bestseller ist der 8 Jahre alte Signature Blend. Der ist süß und hat Aromen von Kokosnuss, Vanille, Karamell und dunkler Schokolade. 

Du sagtest süß – wie stark ist er gezuckert?

Es ist ein Rumlikör mit 260 Gramm Zucker je Liter. Damit richtet er sich an die Einsteiger. Den Rumlikör kannst du toll mit einem Espresso kombinieren, dann hast du direkt ein Liquid Dessert. Oder du lässt den Zuckersirup weg und mixt dir damit einen Espresso Martini.

Ihr habt noch weitere Liköre mit dem Namen Bati im Portfolio.

Insgesamt gibt es vier Bati-Rumliköre mit den Aromen Kokosnuss, Banane, Kaffee und weiße Schokolade. Außerdem gibt es noch drei Bati-Rumsorten: Weiß, Dark und Spiced. Der Name Bati stammt von den Kriegern auf Fiji. Das Design der Flaschen orientiert sich an den ihren traditionellen Tattoos. Der Ratu dagegen ist der Kriegs- oder Stammesführer mit ganz eigenem Tattoo.

Bati COFFEE Rum Liqueur 25% Vol. 0,7l
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Ein schönes Detail, das sich durch alle Flaschen zieht.

Danke! Die Bati-Krieger sind noch jung und wild mit Ecken und Kanten. Das passt zu einem zwei Jahre alten Rum. Die Stammesführer haben dagegen schon ihre Erfahrungen gemacht, sind in vielen Dingen gelassener. 

Nochmal zu den Likören: Kaffee, Banane und Kokosnuss sind selbsterklärend. Aber warum Weiße Schokolade?

Die Bati sind klassische Pouring-Rums für die (Heim)Bar. Für alle, die sich etwa eine Pina Colada mit einem Kokosnuss-Rum machen wollen. Mit 25 Prozent fallen die dann auch nicht so stark aus wie mit einem herkömmlichen weißen Rum. Die Bati entfalten ihre Stärken im Drink. Weiße Schokolade wurde anfangs für Neuseeland kreiert, dort gab es riesige Nachfrage nach diesem Geschmacksprofil. Das sticht heraus. Und es zeigte sich: In den Tiki-Bars ist das sehr spannend, es funktioniert auch als Shot. So ist es weltweit im Portfolio gelandet.

Kommen wir zu euren gelagerten Abfüllungen. Ab 5 Jahre fängt es bei Rum in meinen Augen an spannend zu werden.

Das ist ein tolles Alter für Rum aus dieser Region. Da hat man noch Wildes drin. Die schöne Säure. Noch ein paar Ecken und Kanten, die ein Fiji-Rum im Allgemeinen hat. Das ist kein Einsteiger-Rum, weshalb wir mit dem Signature Blend ein Produkt kreiert haben, was die breite Masse abholt. Wir versuchen aber auch die Kenner abzuholen: Neben dem bereits erwähnten Lautoka haben wir einen weißen 10-Jährigen, der in Fässern aus amerikanischer Weißeiche gelagert wurde.

Weiß und 10 Jahre gelagert? Ich gehe davon aus, der wurde dann durch Kohle gefiltert?

Ja, aber nicht irgendeine Kohle. Auf den Fidschi-Inseln gibt es Kokosnüsse wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Die Rums werden deshalb nach der Reifung durch Aktivkohle gefiltert, die aus verbrannten Kokosnussschalen hergestellt wird. Dadurch werden die scharfen Geschmacksnoten entfernt und der Rum bekommt einen weicheren Geschmack. Der Rum kostet um die 50 Euro, richtet sich aber eher an Kenner. Er hat im Markt aber nicht so eingeschlagen, dass wir ihn dauerhaft im Portfolio anbieten. Dabei ist er ein tolles Produkt.

Rum aus Fiji wird wie eingangs erwähnt immer beliebter, auch bei den Großen der Branche. Werden die Preise noch nach oben gehen?

Nein, bei uns nicht. Warum sollte der nach oben gehen? Der Fiji-Dollar ist relativ stabil.

Die Nachfrage nach günstigeren Alternativen zu Guyana, Hampden und Co. steigt doch permanent.

Der Rum-Markt ist riesig und wächst in Deutschland und anderen Nationen rasant. Ich denke, da ist genug Platz für alle. Hinzu kommt: Beim Rum wird es niemals werden wie beim Gin, dass wir 1900 deutsche Hersteller haben zusätzlich zu den ganzen Importmarken. Man hat ein ehrlicheres Produkt, was die Zeit benötigt, die es nunmal braucht. Wenn wir uns heute zusammensetzen und entscheiden würden, einen Rum zu produzieren, dauert das ja eine ganze Weile, bis das Produkt trinkbar wäre. Am Ende ist es aber auch eine Firmen-Philosophie: Wir versuchen, selbst unsere lange gelagerten Rums preislich so zugänglich wie möglich zu halten. Und glaube mir: Wir haben für die nächsten Jahre noch einiges in petto.

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Last modified: 16. Oktober 2022
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