Der Royal Bermuda Yacht Club Cocktail fällt in eine Phase der Barkultur, in der klassische Rezepturen begannen, sich mit tropischen Zutaten zu vermählen. Dann ist er lange abgetaucht, bis er wieder entdeckt wurde.
Der gleichnamige Royal Bermuda Yacht Club wurde bereits 1844 in Hamilton gegründet und ist einer der ältesten Segelclubs der westlichen Hemisphäre. Er war von Anfang an mehr als ein Treffpunkt für Segler – er war auch ein gesellschaftliches Zentrum für britische Offiziere, Diplomaten, Zuckerbarone und wohlhabende Kolonialbeamte. In dieser Welt entstand auch ein eigener Geschmack – und ein Bedürfnis nach stilvollen, erfrischenden Cocktails, die sich an tropische Temperaturen anpassten, ohne an Raffinesse einzubüßen.
Eine Rum-Sour – Variation
Der Cocktail ist strukturell ein komplexerer Rum-Sour. Doch wo der Rum-Sour das Spiel aus gereiftem Rum und einem Süße-Säure Spiel betont, bringt der Yacht Club ein Maß an Tiefe und Würze ein, das ihn deutlich erwachsener erscheinen lässt.
Der Grundgedanke ist einfach: Man ersetzt den Zucker durch einen Orangenlikör – meist Cointreau – und ergänzt mit einer kleinen Dosis Falernum. Der Falernum, ein ursprünglich aus Barbados stammender Gewürzlikör, ist das Geheimnis der Tiefe. Er bringt Noten von Limette, Nelken, Mandeln und Ingwer ins Spiel und gibt dem Drink so noch mehr Aromen.
Die Geburt des Royal Bermuda Yachtclub Cocktails
Erstmals schriftlich dokumentiert wurde der Royal Bermuda Yacht Club Cocktail in Crosby Gaiges “Cocktail Guide and Ladies’ Companion” von 1941, einem Werk, das schon im Titel die Verbindung zwischen Barkultur und gesellschaftlichem Kodex betont. Dort ist der Cocktail bereits als etablierter Klassiker gelistet – ein Zeichen dafür, dass er bereits in den 1930er Jahren in Seglerkreisen von Bermuda bis New York bekannt war.
Doch sein Ursprung dürfte früher liegen. Wahrscheinlich geht der Drink auf britische Offiziere zurück, die im 19. Jahrhundert auf Bermuda stationiert waren – einer britischen Überseeinsel, die strategisch zwischen Nordamerika und der Karibik lag und als Marinebasis wie auch als Erholungsort diente.
Wie viele Drinks seiner Ära fiel auch der Royal Bermuda Yacht Club Cocktail mit der globalen Popularisierung von Tiki-Drinks, Mai Tais und Rum Punches in den Hintergrund. Erst die Renaissance der klassischen Barkultur in den 2000er-Jahren führte zur Wiederentdeckung dieses Juwels.
Rezepte
Royal Bermuda Yacht Club (klassisch, laut Gaige 1941)
- 60 ml goldener Rum (Barbados)
- 15 ml Limettensaft (frisch gepresst)
- 15 ml Cointreau
- 7,5 ml Falernum
Zubereitung:
Alle Zutaten kräftig auf Eis shaken. In ein gekühltes Coupette-Glas doppelt abseihen. Mit einem getrockneten Limettenrad garnieren.
Royal Bermuda Yacht Club (Trader Vic’s Bartender Guide, 1948)
- 45 ml Barbados Rum
- 15 ml Limettensaft
- 7,5 ml Falernum
- 1 Dash Cointreau
Zubereitung:
Mit Crusheis shaken und dann in ein vorgekühltes Cocktailglas abseihen.
Royal Bermuda Yacht Club (modern interpretiert)
- 60 ml gereifter Rum
- 30 ml frischer Limettensaft
- 5 ml Pierre Ferrand Dry Curaçao
- 15 ml Falernum
- optional 2-3 Dash Angostura
Zubereitung:
Wie oben. Wer es eleganter mag, nutzt große Eiswürfel beim Shaken und ein besonders feines Sieb für das Abseihen. Garnitur: getrocknete Limettenscheibe.
Royal Bermuda Yacht Club (Jim Meehan: Das Geheime Cocktail-Buch, 2011)
- 60 ml Mount Gay Rum Eclipse
- 30 ml Limettensaft
- 15 ml Cointreau
- 15 ml John D. Taylor’s Velvet Falernum
Zubereitung:
Alle Zutaten kräftig auf Eis shaken. In ein gekühltes Coupette-Glas doppelt abseihen. Mit einer Limettenscheibe garnieren.
Royal Bermuda Yacht Club (Agricole Style)
- 45 ml Rhum Agricole Vieux
- 15 ml Overproof-Rum als Ergänzung
- 20 ml Limettensaft
- 10 ml Grand Marnier
- 10 ml Falernum
- optional Angostura Bitters
Zubereitung:
Alle Zutaten kräftig auf Eis shaken. In ein gekühltes Coupette-Glas doppelt abseihen. Mit einem getrockneten Limettenrad garnieren.
Intensiver und würziger. Diese Variante verträgt auch einen Spritzer Angostura oder Tiki Bitters. Ideal als Digestif auf Eis oder Shortdrink.
Welche Zutaten kommen in den Drink?
Gereifter Rum
Im Zentrum steht ein Rum, der nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht sein sollte. Empfohlen werden:
Rum | Herkunft | Charakteristik |
---|---|---|
Mount Gay Eclipse | Barbados | leicht vanillig, mit feiner Holzwürze, staubtrocken |
Probitas (Foursquare + Hampden) | Barbados & Jamaika | trocken, elegant, mit Ester-Note |
Plantation Barbados 5 Years | Barbados (WIRD) | mild, karamellig, rund, süß |
La Forza VIII Rum | Blend aus Rum aus fünf Destinationen | karamellig, würzig, kakaoig, Melasse |
Ein Jamaika-Rum kann dem Drink eine kantige, lebendige Struktur verleihen, während ein Rum aus Barbados mehr Tiefe und Fülle einbringt. Unsere Empfehlung ist der Mount Gay Eclipse.
Orangenlikör
Empfehlenswerte Produkte:
Orangenlikör | Herkunft | Bemerkung |
---|---|---|
Pierre Ferrand Dry Curaçao | Frankreich | Cognac-basiert, komplex, trocken |
Grand Marnier Cordon Rouge | Frankreich | Cognac-lastig, schwerer, edler |
Cointreau | Frankreich | frisch, klassisch, universell einsetzbar |
L’Original Combier Triple Sec | Frankreich | frisch, zitrisch, fruchtbetont |
Wer dem Cocktail eine dunklere Tiefe verleihen will, wählt Grand Marnier; für einen trockeneren, modernen Twist empfiehlt sich Ferrand. Wir empfehlen Cointreau.
Falernum
Empfehlenswerte Produkte:
Falernum | Herkunft | Stilistik |
---|---|---|
John D. Taylor’s Velvet Falernum | Barbados | klassisch, mild |
The Bitter Truth Golden Falernum | Deutschland | würziger, komplexer |
Seven Keys Falernum Liqueur | Deutschland | intensiv, würzig, tiki-tauglich |
Die Dosierung ist entscheidend: zu viel erschlägt die Balance, zu wenig macht den Drink flach. Zwischen 7,5 und 10 ml ist der Sweet Spot. Wir empfehlen den Seven Keys.
Cheers!