Es ist Mai, der Sommer steht vor der Tür: Was gibt es Besseres, als bei steigenden Temperaturen einen Rum zu entdecken? Ich war diese Woche in Hamburg beim Launch-Event von Kirsch Import zum neuen Hampden 1753 (wir haben ihn bereits vorab probiert, den Einzeltest lest ihr hier) – der dauerhaften Einsteigerabfüllung aus der Marke.
Als ich das Criss Studio im Hamburger Schanzenviertel betrat, bekam ich direkt ein Champagnerglas mit Rosinen in die Hand gedrückt – und der Geruch verriet es: Rum war auch enthalten. Das Thema des Tages war gesetzt.
Jamaika meets Hamburg meets Polen
Das Criss Studio ist ein Restaurant mit einem besonderen Konzept: Polnisch-jamaikanische Fusionsküche. Ein ungewöhnliches Gespann, aber für die Vorstellung eines jamaikanischen Rums wie geschaffen. Bei einem kleinen Aperitif fand ich mich schnell in guter Gesellschaft wieder – Bartender aus der Stadt, die Leute vom Rum Paradise, Stephan Glück von The Bottle Shop und einige Rum-Enthusiasten, die man in Hamburg so trifft.
Daniele Biondi von La Maison & Velier stellte den neuen Hampden 1753 dem geladenen Publikum vor. Ich hatte das Glück, beim Dinner direkt gegenüber zu sitzen und konnte später noch etwas mit ihm plaudern. “Dies ist nicht einfach nur eine Marke wie die anderen, sondern wirklich ein Erbe und eine Geschichte, die im Vordergrund steht”, erklärte er. Der 1753 ist neben dem 8 Year Old und dem HLCF Classic Overproof nun die dritte dauerhaft erhältliche Abfüllung im Kernportfolio.
Ein Menü mit jamaikanischem Twist
Was folgte, war ein gelungenes Fünf-Gänge-Menü, das polnische und jamaikanische Einflüsse gekonnt miteinander verband. Der erste Gang: ein Steam Bun, eine Art jamaikanischer Dumpling, dazu ein Yuzu-Drink mit Hampden 1753. Die Kombination aus zitroniger Frische und dem fruchtigen Rum-Funk bildete einen vielversprechenden Auftakt.
Beim zweiten Gang – den “Spicy Eggs” – lernte ich etwas über jamaikanische Kochkunst: Radieschen werden dort anders als bei uns nicht roh serviert, sondern gekocht, mit viel Butter angeschwenkt. Überraschend gut. Dazu gab es einen Cocktail mit Veritas Rum.
Das Hauptgericht blieb mir besonders in Erinnerung: “Curried Mushroom” mit Kräuterseitling (ich hatte die vegetarische Variante, die meisten bekamen Lamm). Darauf eine Art Chimichurri mit intensivem Limettenabrieb – eine angenehm säuerliche Note, die wunderbar mit dem Hampden 1753 Daiquiri harmonierte. Manchmal sind es die Details, die hängen bleiben.
Der Rum – frisch aus der Karibik
Der Hampden 1753 selbst ist ein dreijähriger Rum (tropische Reifung in Jamaika) mit 46% Alkoholgehalt. Er verwendet die HLCF-Marque (Hampden Light Continental Flavoured) mit einem Estergehalt von 476,9 g/hlpa. Für Rum-Neulinge: Ester sind Aromaverbindungen, die für den charakteristischen “Funk” jamaikanischer Rums verantwortlich sind.
Beim Verkosten zeigt sich der 1753 mit frischer Fruchtigkeit – Ananas, grüne Banane – und einer ausgeprägten Säure. Im Vergleich zu den älteren Abfüllungen der Marke ist er etwas säurebetonter, was ihn für Cocktails prädestiniert. Pur schmeckt er auch, ist mir aber dann doch etwas zu jung und frisch. Anderen Teilnehmern gefiel gerade das Knackige. Geschmäcker sind nunmal verschieden.
Ein interessanter Wissensschnipsel: Die Aromen von Hampden Estate finden sich nicht nur in anderen Rum-Blends wieder, sondern auch in Parfüms, Süßigkeiten und in Rum-Baba-Gebäck.
Zwischen den Drinks
Das Dessert – selbstgemachtes Cashew-Eis mit Rum und Rosinen – wurde von einem Mai Tai begleitet. Im Gespräch mit den Leuten vom Rum Paradise diskutierten wir dabei den aktuellen Rum-Markt, die Trends und den Bedarf eines Stammtisches für Rum- und Spirituosenfreunde in Hamburg. Habt ihr Interesse? Dann meldet euch!
Was macht Hampden so besonders?
Die Geschichte von Hampden reicht bis ins Jahr 1753 zurück, was den Namen der neuen Abfüllung erklärt. Die Brennerei in der Trelawny-Region Jamaikas ist berühmt für ihre traditionellen Produktionsmethoden:
- Eigenes Quellwasser vom Anwesen
- Wilde Fermentation (8-15 Tage) mit natürlichen Hefen
- 100% Pot-Still-Destillation
- Vollständig tropische Reifung
- Keine Zusätze oder Färbemittel
Diese Methoden sorgen für den unverwechselbaren Geschmack. Hampden war über 250 Jahre fast ausschließlich Bulk-Lieferant, bevor die Brennerei ab 2018 begann, eigene Abfüllungen auf den Markt zu bringen.
Mein Fazit
Der Hampden 1753 ist ein ehrlicher, charaktervoller Rum, der mit etwa 60 Euro seinen Preis hat, aber dafür auch echtes Handwerk bietet. Das Event im Criss Studio zeigte, wie vielseitig er in Cocktails eingesetzt werden kann.
Für Rum-Einsteiger, die bisher nur die übersüßten Standard-Rums kennen, könnte der 1753 eine Offenbarung sein – allerdings sollte man sich auf den jamaikanischen Funk einstellen. Für Kenner ist er ein weiterer Baustein im wachsenden Portfolio einer Kult-Brennerei.
Ein gelungener Abend, der einmal mehr bewies: Man muss nicht nach Jamaika fliegen, um ein Stück karibische Rumkultur zu erleben – manchmal reicht auch ein Ausflug ins Hamburger Schanzenviertel.
Danke für den schönen Abend – und an Maik für die tollen Fotos!
Schlagwörter: Criss Studio, Rum Last modified: 11. Mai 2025