Die Hanse Spirit ist für mich immer der Auftakt in das Spirituosen-Jahr. Denn einerseits wohne ich in Hamburg, andererseits gibt es dort mehr als nur Rum und Whisky (auch wenn hier natürlich der Schwerpunkt drauf liegt), sondern auch Raritäten, Tequila und Co. Könnte in meinen Augen sogar noch weiter ausgebaut werden, aber vermutlich wünscht das Publikum eher die dunklen Fassspirituosen.
Dieses Jahr war alles ebenerdig und nicht über 2 Etagen verteilt, das hat mir ziemlich gut gefallen. Und neben einigen Klassikern gab es auch einige Premieren auf der Messe. Ich war leider nur einen Abend da und konnte deshalb nicht alles probieren. Hier also meine Highlights der Hanse Spirit 24.
Highlight 1: Der neue Guadeloupe Single Cask 2018 von Rom De Luxe
Was für ein Brett! Dieser Rum hat ein wirklich tolles Aroma, sehr schön intensiv, würzig und besitzt eine leicht fruchtig-cremige Textur. Im Abgang schöne Zuckerrohrfrische umspielt von Früchten. Er reifte in Cognac- und Madeirafässern, was der Fruchtigkeit und den Aromen etwas auf die Sprünge geholfen haben dürfte. Doch sei es drum. Der Geschmack zählt, und das Ding ist eine Granate. Einer der besten gelagerten Agricoles die ich in jüngster Vergangenheit hatte. Mit 61,9 Prozent abgefüllt in Fassstärke.
Highlight 2: Raasay Whisky Special Release
Die Whiskys von Raasay waren schon lange auf meiner Watchlist. Doch irgendwie kam ich auf den Messen der vergangenen Jahre nie dazu, mich intensiver mit den Produkten auseinanderzusetzen. Dabei ist die Story cool (eine der kleinsten Hebriden-Inseln) und die Flaschen sind echte Hingucker. Doch neulich empfahl mir ein befreundeter Whiskyhändler wieder einmal Raasay-Whisky. Grund genug, sich einmal durch die Range zu probieren.
Der Grund-Whisky hat mir (bzw. uns, ich war gemeinsam mit 2 Freunden auf der Messe unterwegs) gut gefallen. Das Highlight war jedoch das Special Release mit weinrotem Schriftzug. Destilliert im August 2018 und abgefüllt im August 2023, damit ist es der älteste Single Malt der noch jungen Destille. Im Gegensatz zu den meisten Abfüllungen ist er auch komplett ungetorft, abgefüllt wurde er mit 50,7 Volumenprozent. Um die 50 Prozent ist immer eine tolle Trinkstärke, und das ist auch hier der Fall. Wunderbar vollmundig, Buttertoffee und Karamell im Mund, dazu eine ordentliche Ladung Gewürze mit schönen Vanillenoten. Der macht richtig Spaß. 2 Flaschen haben wir direkt eingesackt. Bei Onlinehändlern ist das gute Stück auch noch erhältlich*.
Highlight 3: Schotman Jamaica Long Pond
Auf dem Bottle Market 2023 konzentrierten wir uns auf den Schotman Trinidad und Barbados, diesmal widmeten wir uns dem Long Pond. Auch eine sehr schöne Abfüllung. Vielleicht nicht die beste, die wir je hatten, aber wahnsinnig gut integrierter Alkohol (67 Volumenprozent). Schön fruchtig-würzig, präsente Ester, die einen aber nicht anspringen, sondern schon etwas gebändigt sind. Süßliche Noten, etwas Säure, elegante Holznote. Der Rum bleibt schön lange am Gaumen. Toll: Schotman verkauft auch 10-cl-Fläschchen, solltet ihr an eine solche kommen, ihr werdet es nicht bereuen.
Highlight 4: Indischer Whisky von Amrun
Erstmals haben wir uns auch intensiver mit Amrut-Whisky beschäftigt. Für die langjährigen Whisky-Fans vermutlich ein alter Hut, doch für uns war das noch Neuland. Und wirklich spannend. Am besten gefallen hat uns der Amrut Fusion*, ein Whisky bestehend aus einer Kombination aus 75 % ungemälzter indischer und 25 % gemälzter schottischer Gerste. Gibt es schon seit 2009, wie meine spätere Recherche zeigte. Aber haben hierzulande denke ich noch nicht allzu viele probiert. Hier trifft Vanille auf leichten Rauch, neben den Gewürzen schmeckt man auch einige Früchte. Und das Ganze mit 50 Prozent. Für um die 45 Euro. Tolles Gesamtpaket, das wieder einmal zeigt, dass man auch für überschaubares Geld spannende Whiskys bekommt.
Weitere Eindrücke von der Messe
Entspannter Messeauftakt: ein Aberfeldy 25.
Konnten wir endlich mal probieren: die Mount Gay Sherry Cask Experience.
Am Stand von Spirit of Rum gab es die neue Trinidad 2008 Abfüllung.
Hatte wieder viele Raritäten (wie hier einen Clynelish 1982) im Gepäck: Dirk Rosenboom
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Last modified: 4. Februar 2024