Die Erfolgsgeschichte der “Agavenspirituose aus dem Schwarzwald” geht in die nächste Runde: Selva Negra Spirits präsentierte auf dem Bar Convent Berlin zwei neue Agavenspirituosen, die das bisherige Portfolio ergänzen. Anders als der rauchige Original Selva Negra, der eher an einen Mezcal erinnert, sind der neue Blanco und Reposado von Tequila inspiriert – behalten aber den typischen Schwarzwald-Touch bei.
Tequila Blanco: Das Geheimnis der Kirsche
Der Blanco ist ein echtes Chamäleon: Einerseits ein Tequila zum Mixen, der Bartender begeistern dürfte, andererseits komplex genug, um ihn pur zu genießen. Das Besondere: Ein subtiles Kirsch-Aroma, das einen direkt in den Schwarzwald katapultiert. In der Nase zeigt sich der Tequila stark fruchtig, am Gaumen dominieren dann eher die Marzipannoten.
Wie zum Teufel kommt die Kirsche da rein? Gründer Sebastian Dresel grinst verschmitzt: “Das verraten wir nicht. Aber es passiert während der Destillation.” Man stelle sich vor, wie Brennmeister Florian Faude nachts heimlich Kirschkerne in den Geistkorb schmuggelt, während die Agavenmaische arglos vor sich hin blubbert. Nur eine Vermutung, wir wissen es natürlich auch nicht.
Mit 40% vol. und einem niedrigeren Preis als der Selva Negra Clasico zielt der Blanco klar auf die Bar und den Paloma-Hype ab.
Der Reposado: Frische Fässer für volle Aromen
Beim Reposado setzt Selva Negra auf frische Eichenfässer, die eigentlich für Bourbon vorgesehen waren. “Wir wollen wieder zurück zu den Wurzeln”, betont Dresel. Das Ergebnis nach zwei Monaten Lagerung ist ein Tequila, der sich wie ein gut erzogener Schuljunge benimmt: Er weiß genau, wann er in den Vordergrund treten und wann er sich zurückhalten muss. Man schmeckt leichte Vanille und viel Holz. “Jetzt gerade ist es noch sehr holzig. Viele lieben das”, so Dresel.
Für die Zukunft plant Selva Negra, die Fässer mehrfach zu belegen. “In den nächsten Chargen werden wir immer von diesem Ur-Produkt etwas einbeziehen und dann ein Produkt kreieren, das die Aromen hat, die wir uns vorstellen”, erklärt Dresel. Es klingt fast, als spreche er von einem lebenden Organismus, der sich stetig weiterentwickelt.
Vielleicht ist das der Grund, warum diese handwerklich gemachten Spirituosen so faszinierend sind: Sie sind nicht statisch, sondern verändern sich mit der Zeit, wie ein guter Wein oder ein langjähriger Freund. Wem das holzige Aroma gefällt, dem rät Dresel: “Kauft euch die Flasche, weil die werden wir so wahrscheinlich nicht mehr hinbekommen.”
Hinter Selva Negra steht ein bekannter Brenner
Gebrannt werden beide Spirituosen von Florian Faude, einem erfahrenen deutschen Brenner. Anders als viele Konkurrenten importieren die Selva-Negra-Macher kein fertiges Agaven-Destillat, sondern verarbeiten die aus Mexiko stammende Salmiana-Agave komplett in Deutschland.
Mit den neuen Produkten wollen die Gründer eine breitere Zielgruppe ansprechen. Der originale Selva Negra ist mit seinen 65 Euro je Flasche eher etwas für Agaven-Nerds. Blanco und Reposado sind mit 45 beziehungsweise 55 Euro deutlich günstiger. “Wir geben jetzt der relevanten Consumer-Gruppe ein zugänglicheres Produkt”, sagt Dresel. Und den Gastronomen im Umkehrschluss auch die Möglichkeit etwas hinzustellen, “wo man nicht so viel Erklärarbeit leisten muss”.
Ob sich Selva Negra damit gegen die großen Namen aus Mexiko durchsetzen kann, die ebenfalls auf den deutschen Markt drängen, bleibt abzuwarten. Zumindest haben die Schwarzwälder bewiesen, dass man auch hierzulande erstklassige Agaven-Spirituosen mit eigenem Touch herstellen kann. Sie sind eine Hommage an das Handwerk, eine Brücke zwischen Mexiko und dem Schwarzwald. Und wer weiß – vielleicht wird die Region ja bald nicht nur für ihren Gin, sondern auch für Tequila berühmt.
Cheers! Beziehungsweise ¡salud!
Last modified: 25. Oktober 2024