SBS Guyana 2003 (MDX)
Der Rum wurde 2003 bei der DDL auf der Versailles Single Wooden Pot Still destilliert. Der Rum reifte für 17 Jahre in den Tropen. 258 Flaschen wurden im Februar 2020 unverdünnt mit 59,7% abgefüllt. Auf eine Färbung wurde selbstverständlich verzichtet. Der Preis beträgt ca. 135€.
Leicht golden liegt er im Glas und verströmt direkt esterig – fruchtige Aromen von Apfel, Bananen, Beeren und Dörrobst. Dazu kommen Lakritz, saure Zitrusnoten, Pfeffer und weitere Gewürze. Eine leichte Süße begleitet das Bouquet.
Im Mund setzt sich der Eindruck aus der Nase fort, als Erstes treten die Frucht – und Lakritznoten in Erscheinung, dazu nasses Holz, Vanille, Mandel, Kakao, Oliven, Gewürze, Umami und etwas metallisches. Der Rum wirkt schön rund und komplex.
Der Abgang ist sehr lang, Kaffee, Tabakblätter, Lakritz und Holz geben den Ton an. Ein sehr komplexer, vollmundiger und runder Rum, dem ich auch ein paar Jahre mehr abnehmen würde. Beim ersten Kosten hätte ich auf einen Port Mourant getippt, im Tasting wurde jedoch die Single Wooden Pot Still aus Versailles als Still angegeben. Das PLV ist gut.
-78 von 100-
SBS Guyana Enmore 1994 (REV)
Der Enmore 1998 wurde ebenfalls auf der Versailles destilliert. Jedoch noch in Enmore und noch nicht bei der DDL. Der Rum lagerte 26 Jahre bevor 124 Flaschen in Fassstärke mit 48,5% abgefüllt wurden. Wie für das Mark REV typisch, wurde der Rum bereits in Enmore gefärbt. Der Rum kostet 315€. Man sollte dem Rum wenigstens 60 Minuten zum Atmen geben.
In der Nase zeigt der Rum REV typische Aromen von getrockneten Früchten wie Aprikosen und Dörrpflaume, Lakritze (durch die Färbung) und Tabak. Man riecht sein Alter durch eine intensive, aber nicht zu starke Holzigkeit. Dunkle Schokolade, Karamell, Haselnuss und Tabakblätter komplettieren die Nase. Die Nase gefällt mir schonmal ausgesprochen gut.
Am Gaumen begegnet mir ein schweres Aroma von dunklen roten Früchten und Dörrpflaumen, das mich an einen uralten dicken Sherry erinnert. Es finden sich auch wieder Tabakblätter und Kakao, dazu Kräuter, Gewürze, schwarzer Tee und Holznoten. Eine elegante Süße, die mir sehr zusagt, begleitet die Aromatik. Die Drinkability des Rums ist ausgezeichnet, durch die 48,5%, die man nahezu nicht merkt, handelt es sich um einen extrem hochwertigen Sipping Rum. Vorausgesetzt man hat immer Lust wenigstens eine Stunde auf den Genuss zu warten. Denn diese Zeit braucht der Rum auf jeden Fall im Glas.
Der Abgang ist ewig lang, der Geschmack klebt förmlich am Gaumen. Auch hier ist Dörrpflaume das Thema, gepaart mit Süße, viel Lakritz, einer leichten Adstringenz und Fassnoten. Zum Schluss bleibt eine kleine Bitternote erhalten, die mir im Verbund mit der Rosine sehr gut gefällt. Der Rum wirkt perfekt gealtert, die Holz – und Bitternoten sind nahezu perfekt. Er ist sehr rund und komplex. Der Preis ist natürlich eine Ansage und mir persönlich zu hoch, jedoch bin ich sehr froh diesen ausgezeichneten Rum im Glas gehabt zu haben. Im direkten Vergleich gefällt mir jedoch der TRC Enmore 32y ein ganz klein wenig besser, vorallem im Preis!
-89 von 100-
SBS Guyana 2001 Diamond (SWR)
Diese Abfüllung wurde 2001 auf der 4 – Column Still bei der DDL destilliert. Mit der Art der Destillation wurde der berühmte Skeldon Style nachempfunden. Die Lagerung erfolgte für 19 Jahre in ehemaligen Bourbonfassern und fand in den Tropen statt. Der Rum wurde bereits bei der DDL gefärbt. Der Alkoholgehalt beträgt 53,2%. Der Rum kostete um die 200€.
Im Vergleich zu den ersten beiden Rums spürt man, das es sich um ein Column Still Destillat handelt, es wirkt weniger voll und kräftig als die Vorgänger. Aromatisch finde ich viel Vanille, Toffee, Rosine, Sherry und Zedernholz. Auch eine ganz dezente Süße kann ich wahrnehmen.
Im Mund ist der Eindruck des Column Stills Destillat nicht mehr vorhanden. Es handelt sich um einen vollen und komplexen Rum mit Aromen von Rosine, Banane, getrockneten Aprikosen, Lakritz, Anis, gebranntem Zucker, Kaffee und Sherry. Weiterhin finde ich Vanille, Holz und Tannine. Im Hintergrund sind leichte Zitrusfrüchte vorhanden. Der Rum trinkt sich sehr weich und cremig, der Alkohol ist sehr gut eingebunden.
Der Abgang ist sehr lang, aromatisch ist er geprägt von Toffee, Zedernholz, Vanille, wenig Anis und roten Früchten. Das war mein erster Rum nach dem Skeldon Style und ich muss sagen das ich sehr begeistert von ihm bin. Er ist komplex, vollmundig und extrem weich, trotz 53,2%. Eine hochinteresssante Trinkerfahrung und bis dahin mein Favorit in diesem Tasting.
-90 von 100-
2003 Guyana Savalle (SVL)
Der SBS 2003 Savalle wurde ebenso bei der DDL auf der 4 Column Still French Savalle aus Uitvlugt destilliert. Der Rum wurde bereits beim Hersteller gefärbt. Nach 17 Jahren Reifung wurden 161 Flaschen in Fassstärke von 53,7% abgefüllt. Das ist für einen Rum, der auf einer Column Still destiliert wurde sehr wenig. Auch nach 17 Jahren Reifung. Das legt für mich den Verdacht nahe, dass der Rum in den Tropen reifte, da hier ein deutlicher höherer Angelshare als in Europa anfällt. Durch den höheren Angelshare verdampft folglich auch mehr Alkohol. Der Preis für diesen Rum beträgt moderate 139€.
In der Nase spürt man sofort die Ähnlichkeiten zum Skeldon. Der Rum ist fruchtig mit Banane und trockenen Früchten, dazu eine Süße, Karamellnoten, Leder, Vanille und etwas ganz zarte Säure, die ein wenig an Essig erinnert. Der Rum wirkt jedoch noch nicht so reif und vollmundig wie der Skeldon.
Im Mund zeigte er sich ähnlich der Nase, es dominieren zunächst fruchtige Aromen von Banane, roten Früchten und ein wenig Sherry. Der Rum ist sehr süß, fast schon etwas zu süß für meinen Geschmack. Dadurch wirkt er ein bisschen künstlich. Die Süße wird durch die Essigsäure kontrastiert, die ich schon in der Nase gefunden habe. Dazu kommen würzige Noten von Piment und Vanille. Der Alkohol wirkt nicht so gut eingebunden, der Rum ist recht scharf. Holz – und Röstnoten kann ich kaum finden.
Der Abgang ist mittellang, würzig und ganz zart holzig mit einem Hauch von grünen Kräutern und ganz zum Schluss einem bitter – sauer Spiel. Insgesamt für mich der schlechteste Rum aus diesem Tastingfeld. Das ist jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau, weil es sich trotzdem um einen interessanten Rum handelt, der jedoch nicht so stark wie der Skeldon daherkommt. Aber auch weniger kostet.
-75 von 100-
SBS Guyana 1990 Uitvlugt Port Mourant (PM)
Der älteste Rum des Testfelds wurde noch in Uitvlugt auf der Port Mourant destilliert. Anschließend wurde er gefärbt und durfte für 30 Jahre reifen. Es wurden 192 Flaschen mit 53,1% abgefüllt. Der Preis beträgt 500€. Das lässt natürlich schonmal aufhorschen und generiert große Erwartungen bei mir.
Auch diese Abfüllung braucht natürlich sehr lange im Glas bis sie ihre Palette an Aromen zur Verfügung stellt. Nach ungefähr einer Stunde zeigt sich der Rum als Erstes holzig und würzig mit einem Schwung sauren Estern, mit Aromen von Lakritz, Piment, Pfeffer und Klebstoff. Die Holznote erinnert mich ein wenig an Sandelholz. Fruchtige Aromen wie Apfel, Aprikose und Rosinen finde ich ebenso. Ergänzt wird die Palette von Schwarztee, Gras und Kräutern. Die Nase ist sehr komplex und rund.
Am Gaumen geht es ähnlich weiter, ich finde wieder Rosinen, Holznoten die diesmal auch präsentere Röstnoten begleiten, die schon ein wenig an verbrannten Speck erinnern. Gewürze wie Anis und Piment, Salz und Lakritze ergänzen die Aromatik sehr schön. Dazu dunkle Schokolade, etwas malziges, Minze und Leder. Eine Süße ist sehr schön integriert. Der Alkohol ist super eingebunden.
Der sehr lange Abgang ist geprägt von Röstaromen, Tanninen, einer leichten Toffeesüße, Anis und einer frischen Mentholnote. Ein sehr facettenreicher, eleganter und vollmundiger Rum, der auf seinem Zenit ist. Viel länger hätte man ihn wahrscheinlich nicht lagern dürfen. Für 500€ ist er mir jedoch erheblich zu teuer, auch wenn er mir natürlich sehr gut schmeckt. Mein persönlicher Sieger bleibt jedoch der Skeldon.
-87/100-
Vielen Dank an 1423 World Class Spirits und das Rumdepot für die Möglichkeit diese tollen Abfüllungen kosten zu können!
Cheers!
Schlagwörter: Rum, Tasting, Test Last modified: 19. März 2024