Im Herzen Südostasiens, wo der Chao-Phraya-Fluss durch das tropische Tiefland Thailands strömt, reift ein Rum heran, der nun auch immer mehr auf den europäischen Markt drängen möchte. Phraya Rum. Benannt nach dem „Fluss der Könige“
Geschichte der Brennerei
1977 gründete sich im zentralthailändischen Nakhon Pathom die SangSom Company, heute Teil des Großkonzerns ThaiBev. Der dort produzierte gleichnamige Rum “SangSom” entwickelte sich zur nationalen Kultspirituose und wird millionenfach konsumiert. 2011 lancierte man mit Phraya eine neue Linie, die explizit auf den internationalen Markt zielte und in das Premiumsegment stoßen sollte. Die Marke sollte sich klar von der Massenware absetzen. Der Name „Phraya“ bezeichnet in der traditionellen thailändischen Gesellschaft einen hohen, vom König verliehenen Adelstitel, vergleichbar einem Herzog oder Fürsten.
Rohstoffe und Philosophie: Die vier Elemente
Im Zentrum der Phraya-Produktion steht ein symbolisches System: die „vier Elemente“. Diese in der thailändischen Philosophie verwurzelte Lehre wurde zur Grundlage des Herstellungsprozesses.
Erde steht für das Zuckerrohr, kultiviert auf fruchtbaren Böden entlang der zentralen Tiefebene Thailands, in der Provinz Kanchanaburi. Das dort geerntete Zuckerrohr wird zu Melasse verarbeitet und bildet die Basis der Fermentation.
Wasser entstammt dem nahegelegenen Ta-Chin-Fluss, einem Nebenarm des Chao Phraya. Die Weichheit und Reinheit dieses Wassers spielt laut Destillerie eine zentrale Rolle für das balancierte Geschmacksprofil der späteren Rums.
Feuer symbolisiert die ausgekohlten amerikanischen Weißeichenfässer, in denen der Rum reift. Diese Ex-Bourbonfässer werden vorab getoastet, um Vanille-, Karamell- und Röstnoten zu intensivieren.
Luft verweist auf die klimatische Besonderheit der Reifung: Die Fässer lagern in speziell errichteten Hochlagern, direkt über von Lagunen gespeisten Teichen. Durch Verdunstung und Luftzirkulation entsteht dort ein kühleres Mikroklima, das die Reifung für tropische Verhältnisse relativ moderat ablaufen lässt.
Zur Reifung werden die Fässer über künstlich angelegten Wasserbecken gelagert, wodurch eine konstante Kühlung durch Verdunstung erzielt wird. In Kombination mit durchlüfteten Lagerhäusern entsteht ein Mikroklima, das die Reifung verlangsamt und gleichzeitig komplexe Ester- und Holzreaktionen zulässt. Je nach Produkt reifen die Phraya-Rums zwischen sieben und zwölf Jahren, wobei nur ein Bruchteil der Produktion für die internationalen Abfüllungen ausgewählt wird.
Abfüllungen und Tasting Notes
Drei Produkte sind derzeit auf dem europäischen Markt verfügbar. Alle Abfüllungen werden mit 40% abgefüllt. Keine der Abfüllung enthält eine Dosage.
Phraya Elements Rum
Diese jüngste und zugänglichste Abfüllung wurde gezielt für die Mixologie entwickelt. Die Reifung fand über drei Jahre statt. Die UVP beträgt 28€, bekommt man aber auch günstiger.
In der Nase helle, süße Aromen von Vanille, Karamellbonbons und frischer Kokosnuss. Dazu fruchtige Noten von Litschi und florale Noten.
Am Gaumen weich, mit zurückhaltender Süße. Kokos und Vanille dominieren, dazu Zuckersirup, etwas Zimt und zarte Röstaromen. Der Abgang ist mittellang, trocken-würzig, mit Anklängen von weißem Pfeffer und Zitronenzeste.
Ein junger, aber balancierter Rum für Longdrinks und tropische Cocktails, aber auch solo überraschend rund.
-7.2 von 10.0-

Phraya Rum 8 Years
Der Rum reifte acht Jahre in den Fässern Fässern. Kostet knapp über 30€. Dem Rum wurde Farbstoff hinzugefügt.
In der Nase dichte Aromen von Kakao, Toffee, Muscovado-Zucker, Kokos und getrockneter Ananas. Darunter schwingt ein Hauch von Möbelpolitur und warmem Zedernholz mit.
Am Gaumen sehr harmonisch und weich. Die Eiche tritt deutlicher auf, mit Noten von schwarzem Tee, geröstetem Karamell, Mokka und Mandelgebäck. Zwischendurch zeigen sich kandierte Orangenschalen und Datteln. Im Abgang trocken und anhaltend mit leichtem Leder, Tabak und einem feinen Bittermandelton.
Ein Rum für den Purgenuss. Recht komplex, ohne anzustrengen. Mit spürbaren Noten die von der tropischen Reifung stammen. Erinnert an Rum von Foursquare.
-7.4 von 10.0-

Phraya Deep Matured Gold Rum
Die Prestigeabfüllung vereint Rums zwischen sieben und zwölf Jahren. Sie ist deutlich konzentrierter und vielschichtiger. Kostet um die 50€, teilweise gibt es ihn aber auch günstiger. Auch hier wurde Farbe hinzugegeben
In der Nase sehr aromatisch und dunkel. Intensive Noten von gerösteten Haselnüssen, Sandelholz, Backgewürzen (Zimt, Nelken), kandierter Zitrusfrucht, gerösteter Kokosnuss und Vanilleschote.
Im Geschmack feinwürzig. Der Auftakt ist cremig, mit Aromen von Toffee, dunkler Schokolade und getrockneter Mango. Danach treten Eichenwürze und Zitrusnoten hervor. Im Abgang lang und würzig – mit Noten von Szechuanpfeffer, Tabak und geröstetem Eichenholz. Ein Hauch von verbranntem Zucker und auch wieder Vanille klingen nach.
Ein ausdrucksstarker Rum, der aber noch etwas mehr Alkohol vertragen könnte und so wahrscheinlich Potential zu einem noch deutlich intensiveren Rum hätte. Bringt aber auch so viele Aromen mit.
-7.5 von 10.0-
Fazit
Die typischen Aromen der Marke ziehen sich durch alle Abfüllungen, sind aber nicht monoton. Die Produkte bauen aufeinander auf: vom zugänglichen Mix-Rum bis zur Prestigeabfüllung. Dazu sind die Rums in ästhetisch sehr ansprechend designte Flaschen abgefüllt. Das Preis-Genuss-Verhältnis empfinde ich bei allen Abfüllungen als sehr gut.
Cheers!