Japanischer Whisky genießt einen beinahe legendären Ruf und die Marke Nikka ist eine der bekanntesten. Wir haben dazu jüngst an einem ungewöhnlich flotten Online-Tasting von Kirsch Import zur Marke Nikka teilgenommen, in dem wir uns zunächst der Aussprache des Namens vom Firmengründer Masataka Taketsuru widmeten und anschließend die umfangreiche Geschichte der Marke kennenlernten. Danach gab es die Abfüllungen im Direktvergleich. Die Bilder in diesem Beitrag sind Screenshots aus dem Online-Tasting und entstammen der Präsentation der Marke.
Geschichte von Nikka
Die Geschichte der Nikka Brennerei ist eng mit der Geschichte des japanischen Whiskys verbunden und beginnt mit einer einzelnen, visionären Person: Masataka Taketsuru, dem Vater des japanischen Whiskys. Auch der Weg hin zur Marke war ein langer, deswegen haben wir die Chronologie aufgeschrieben:
Frühe Jahre und Gründung
Masataka Taketsurus Reise nach Schottland (1918-1920):
Masataka Taketsuru stammt aus einer Familie von Sake-Brauern. Er reiste 1918 nach Schottland, um die Kunst der Whiskyherstellung zu erlernen. Er studierte Chemie an der University of Glasgow und arbeitete in verschiedenen schottischen Brennereien, darunter Longmorn, Hazelburn und Bo’ness.
Rückkehr nach Japan und Arbeit bei Kotobukiya (heute Suntory) (1920-1934):
Nach seiner Rückkehr nach Japan wurde Taketsuru von Shinjiro Torii, dem Gründer von Kotobukiya (später Suntory), angestellt, um die erste japanische Whiskybrennerei, Yamazaki, aufzubauen. Hier arbeitete er als Brennmeister und half bei der Produktion des ersten japanischen Single Malts.
Gründung von Nikka
Gründung von Dai Nippon Kaju (1934):
Im Jahr 1934 gründete Taketsuru seine eigene Firma, Dai Nippon Kaju, die später als Nikka bekannt wurde. Er wählte Yoichi auf der nördlichen Insel Hokkaido als Standort für seine erste Brennerei, da das Klima und die Umgebung den schottischen Bedingungen ähnelten.
Bau der Yoichi Brennerei (1934-1936):
Die Yoichi Brennerei begann 1936 mit der Produktion. Taketsuru setzte hier die traditionellen schottischen Methoden ein, die er während seiner Zeit in Schottland erlernt hatte, einschließlich der Verwendung von direkten Kohlefeuer-Destillationsanlagen.
Expansion und Erfolge
Gründung der Miyagikyo Brennerei (1969):
Um die Produktpalette zu erweitern, gründete Taketsuru die Miyagikyo Brennerei in der Präfektur Miyagi. Diese Brennerei nutzte die moderneren Destillationstechniken und bot eine Ergänzung zu den robusten und torfigen Whiskys von Yoichi.
Internationale Anerkennung (1970er-Jahre bis heute):
In den folgenden Jahrzehnten erlangten Nikka-Whiskys internationale Anerkennung und gewannen zahlreiche Auszeichnungen bei renommierten Wettbewerben. Dies trug dazu bei, den Ruf des japanischen Whiskys weltweit zu festigen.
Moderne Entwicklungen
Expansion in neue Märkte und Produkte:
Nikka erweiterte das Sortiment, um Blended Whiskys, Single Malts und Grain Whiskys anzubieten. Die Marke erlangte globale Bekanntheit und wurde in viele Länder exportiert. Im Jahr 2001 wurde Nikka von Asahi Breweries übernommen, was den internationalen Vertrieb und die Marketingstrategien weiter stärkte. Heute ist Nikka einer der führenden Whiskyhersteller Japans und genießt weltweit hohes Ansehen.
Die Geschichte der Nikka-Brennerei zeigt, wie eine einzelne Person die Whiskyindustrie eines ganzen Landes revolutionieren kann und wie traditionelle Methoden und moderne Techniken kombiniert werden können, um spannende Produkte zu schaffen.
Tasting
Nikka Coffey Grain
Der Nikka Coffey Grain, ein zentrales Element der Nikka Whisky Blends, ist ein aus einer Getreidesorte gebrannter Grain Whisky, der hauptsächlich aus Mais in einer in der Miyagikyo-Coffey-Still-Destillen gebrannt wird. Er wird mit einem Alkoholgehalt von 45% abgefüllt und kostet ab 45 Euro.
Die Nase startet sehr leicht, floral und fruchtig. Noten von exotischen Früchten und Zitrusfrüchten. Etwas Kokosnuss und Gebäck kommen noch hinzu. Im Geschmack angenehm fruchtig mit Bananen und Karamell, Noten von Lakritz und einem Hauch Sternanis und cremigen, frischen Anklängen. Der Abgang bietet ein schönes Spiel aus Birne und Vanille. Ein hervorragender Mixer.
- Inspiriert durch die schottische Handwerkskunst des Whiskybrennens, wuchs Anfang des 19. Jhd. die japanische Brennkunst…
- Exotisch, fruchtig & einzigartig: Der edle Prestige-Whisky wird als Grain Whisky hauptsächlich aus Mais in einer der…
Nikka Coffey Malt
Der Nikka Coffey Malt wurde wie ein klassischer Single Malt zu 100% aus gemälzter Gerste hergestellt. Destilliert wurde er in Coffey-Stills. Die Fermentation dauert mit 100 Stunden länger als bei anderen Whiskys.
Der Duft ist fruchtig mit zitrischen Anklängen und Williamsbirnenaromen. Darauf folgen etwas Pfeffer, Vanille, Cerealien und leichte Facetten von Milchkaffee. Im Geschmack süße Zitrusnoten und gedörrte Banane, Kakao- und Kaffeenoten und etwas Vanille, dann folgen im langen Abgang Clementinen, Pflaumen, Pfeffer und etwas Lakritze. Auffallend ist die Cremigkeit und die tolle Süße.
Nikka The Grain
Nikka The Grain ist ein Blend aus folgenden vier Brennereien: Nishinomiya, Miyagikyo, Moji und Satsumatsukasa und wurde aus gemälzter Gerste, Mais , Roggen und ungemälzter Gerste destilliert. Die Reifung fand in Refill- und Rechar-Hogsheads sowie neuen amerikanischen Eichenfässern statt. Die jüngsten Elemente des Whiskys wurden 2019 gebrannt und die ältesten stammen aus dem Jahr 1988. Die Abfüllung erfolgte mit 48%. Eine Flasche kostet um die 130 Euro.
Die Nase ist leicht und floral, mit Aromen von Orangenblütenwasser, Honig, Vanille, etwas Gummi und Getreide. Nicht übermäßig komplex, aber sehr gut balanciert. Am Gaumen finde ich weitgehend die Noten aus der Nase mit weichen und leicht gesüßten Blumen, Mandeln, Getreide und Zitronenschalen. Unerwartet empfinde ich die sehr dicke Textur des Nikka. Im Abgang kommt zum Getreide noch etwas Minze hinzu.
Miyagikyo
Der Miyagikyo Single Malt erhält zum Schluss noch ein Finish in ehemaligen Sherryfässern. Die Abfüllung erfolgt mit 43%. Eine Flasche kostet um die 65 Euro. Der Miyagikyo ist Nikkas Gegenpol zu den schweren, öligen Malts aus der Yoichi-Brennerei.
Der Geruch startet mit einer ausgeprägten Honignote, viel Gerste und fruchtigen Aprikosen. Leichter Rauch und eine deutliche Würze folgen. Im Geschmack dann Sherry und auch wieder die Honigsüße und die Würzigkeit. Der Torf nimmt dann im Abgang zu.
- Inspiriert durch die schottische Handwerkskunst des Whiskybrennens, wuchs Anfang des 19. Jhd. die japanische Brennkunst…
- Der edle Prestige-Whisky der Miyagikyo-Destillerie bringt fruchtige Noten & blumige Frische zum Ausdruck – ein…
Miyagikyo Aromatic Yeast
Bei diesem Whisky setzt die Brennerei auf einer längere Vergärung und andere Hefekulturen. Die Lagerung erfolgte für 15 Jahre. Eine Flasche kostet ab 170 Euro, meistens jedoch deutlich mehr.
Die Nase gefällt mir auf Anhieb: Leicht medizinisch – rauchige Aromen, etwas Seetang, aber auch fruchtige Ester die an Mirabelle und Champagner erinnern, leicht blumig. Sehr komplex. Auch hier am Gaumen eine angenehme Süße, wieder Weißwein, Vanille, leicht holzig, dezente prickelnde Säure. Wunderschön eingebundene, maritime Torfaromen. Langer Abgang mit Trauben und torfigen Lakritzaromen. Für mich die beste Abfüllung des Tastings, wie sich herausgestellt hat auch die mit Abstand teuerste.
- YOICHI Discovery Aromatische Hefe
- Produktart: SPIRITUOSEN
Yoichi Single Malt
Der Yoichi ist leicht gepeated (15ppm) und wird in Bourbon-, Sherry- und neue Eichenfässer gereift. Abgefüllt wird er mit 45%.
Volle und weiche Nase mit Salz und Rauch. Dazu Zitrusfrüchte, Gewürze und Lakritz. Der Geschmack ist ebenso rauchig und salzig, aber auch mineralisch mit einer fruchtigen Honigsüße. Sehr komplex mit einer öligen Textur. Der lange Abgang bringt Aromen von Malz, Rauch und etwas Kampher mit.
Nikka from the Barrel
Nikka From The Barrel wurde erstmals 1985 auf den Markt gebracht. Er wurde entwickelt, um einen vollmundigen und kräftigen Blend zu bieten, der die Kunst der Fassreifung und des Blendings bei Nikka demonstriert. Er wird mit einer höheren Alkoholstärke von 51,4 % abgefüllt, was die Aromen und Geschmacksnoten intensiviert.
Der Whisky besteht aus Single Malt Whiskys von den Yoichi- und Miyagikyo-Brennereien sowie aus Grain Whiskys. Die Reifung findet in einer Vielzahl von Fässern, darunter Ex-Bourbon-, Sherry- und frischen Eichenfässer statt. Nach der initialen Reifung werden die verschiedenen Whiskys miteinander vermählt und in große Fässer (sogenannte „marrying casks“) umgefüllt, wo sie für eine gewisse Zeit weiter reifen.
Die Nase ist komplex, mit Noten von reifen Früchten, Gewürzen, Karamell, Vanille und einem Hauch von Rauch.
Am Gaumen zeigt sich der Whisky vollmundig und kräftig, mit einer gut balancierten Mischung aus süßen, würzigen und leicht rauchigen Noten. Der Abgang ist langanhaltend und warm, mit einer angenehmen Würze und einem Hauch von Eiche. Ein No-Brainer für etwa 35 bis 40 Euro, den man auch prima an Whisky-Liebhaber verschenken kann.
- Inspiriert durch die schottische Handwerkskunst des Whiskybrennens, wuchs Anfang des 19. Jhd. auch die japanische…
- Der edle Prestige-Whisky vereint japanische Tradition: Single Malts der Destillerien Miyagikyo und Yoichi werden mit…
Cheers!
Lest auch:
Die 10 beliebtesten Whisky-Marken weltweit
Test: whic.de Islay Single Malt Whisky Batch 1
Letzte Aktualisierung am 2024-11-21 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Schlagwörter: Tasting, Test, Whisky Last modified: 10. August 2024