Martinique, die Perle der Karibik. Hier, auf dem vulkanischen Boden des Montagne Pelée, gedeiht nicht nur üppige Natur, sondern auch ein ganz besonderer Agricole: Neisson.
Die Brennerei
Alles begann mit Adrien Neisson und seinem 20 Hektar großen Anwesen Thieubert in Le Carbet, das der Kaufmann 1931 erwarb. Der Mann aus Saint-Pierre weiß: Um wirklich guten Rhum zu kreieren, braucht es Expertise. Deshalb schickt er seinen jüngeren Bruder Jean Hildevert-Pamphile nach Paris, um an der École Supérieure de Chimie das Chemieingenieurswesen zu studieren. Doch Jean ist kein Schreibtisch-Akademiker. Jedes Jahr kehrt er zur Erntezeit nach Le Carbet zurück, um die praktische Seite des Rhum-Handwerks zu erlernen. 1932 ist es dann soweit: Die Destillerie Neisson wird eröffnet.
Die Brennerei bleibt bis heute familiengeführt. 1995 übergibt Jean die Verantwortung an seinen Enkel Grégory Vernant, der dabei tatkräftig von seiner Mutter Claudine Neisson Vernant unterstützt wird. Das Logo von Neisson, ein Handelsschiff, erinnert an die Anfänge der Familie als Kaufleute.
Die Rhumerzeugung bei Neisson
Neisson setzt auf Bio-Zuckerrohr aus eigener Ernte, geerntet zwischen Februar und Juni, teils per Mähdrescher, teils per Hand an steilen Hängen. Die 49 Hektar großen Felder liegen auf einem einzigartigen Terroir, geprägt vom vulkanischen Bimsstein des Montagne Pelée. 2012 stellt Gregory den Anbau sogar auf ökologischen Landbau um. Neben Zuckerrohr, das zwischen Februar und Juni geerntet wird, gedeihen auf dem Anwesen auch Mangobäume.
AOC-zertifiziert (Appellation d’Origine Contrôlée) seit 1996, wird das Zuckerrohr noch am selben Tag verarbeitet. Danach die Fermentation in 20.000-Liter-Stahltanks und die Destillation in einer historischen Savalle-Kupferkolonne aus dem Jahr 1952. Die Trockenhefe für die Fermentation entstammt dem eigenen Zuckerrohr und wurde mit einem französischen Labor entwickelt. Großen Wert legt Neisson auf die nachhaltige Nutzung von Ressourcen (Zuckerrohrreste zum Heizen, Asche als Dünger, Regenwasseraufbereitung) – bei Neisson wird Nachhaltigkeit gelebt, nicht nur gepredigt. Sogar die Flaschenform “Z’épol Karé” wurde 1952 entwickelt, um Transport und Glasverbrauch zu minimieren.
Der fertig destillierte Rhum wird danach entweder in Fässer gefüllt, die hauptsächlich aus amerikanischer Weißeiche oder französischer Eiche bestehen, oder lagert für 6 Wochen bis 1 Jahr in großen Stahltanks.
Der Geschmackstest: Vier Agricole im Vergleich
Neisson Rhum Blanc
Der Rhum Blanc reifte für drei Monate in Stahltanks und wurde anschließend auf 52,5% herabgesetzt. Die Flasche kostet knapp über 30€.
In der Nase Zuckerrohr und Honig, aber auch kräuterig, frisch mit floralen Anklängen. Leichte Lackaromen aus der Kolonne und Zitronenschalen.
Im Geschmack pflanzlich und leicht floral und auch wieder Zitronenschalen. Daneben leicht mineralisch und minimal erdig. Sehr intensiv und eine schöne ölige Textur. Ein langer Abgang im bereits erwähnten Aromenmuster. Ein ausgezeichneter Agricole.
-8.4 von 10.0-
Neisson Profil 105
Die Lagerung findet in großen 650 Liter Fässern aus amerikanischer Weißeiche für 12 bis 24 Monate statt und kommt mit 54,2% in die Flasche. Kostet um die 50€.
Der Geruch ist intensiv mit leichten Zitrusnoten Gewürzen, gerösteten Kaffee und holzigen Noten. Etwas Karamell und auch noch Zuckerrohraromen finde ich im Hintergrund.
Im Geschmack wieder Zitronenschalen, Gewürze, Holz und Zuckerrohr. Ebenso die leicht florale und erdige Aromatik aus dem Blanc. Auch hier ein recht langer Abgang mit Orangenschalen, Zuckerrohr und einer leicht winzigen Frische.
-8.3 von 10.0-
Neisson Profil 107
52,8%. kostet ebenfalls um die 50€.
In der Nase Noten von geröstetem Kaffee und geröstetem Kakao, Zimt und etwas Zitronenschale, jedoch weniger als beim 105er.
Am Gaumen Holznoten, frisches Gras, etwas Zitrus, geröstete Nüsse, Gewürze, sowie grünem und schwarzem Pfeffer. Schwingt da im Hintergrund Kokos mit? Kann sein. Der Abgang wirkt nicht ganz so lang wie beim 105er: Wieder Zitrus, Schokolade und auch leichte Bitteraromen.
-8.2 von 10.0-
Neisson Rhum Vieux
Der Vieux reifte 3 bis 5 Jahre in französischen und amerikanischen Eichenfässern in den kleinen Kellern bei Carbet. Nach dem Entleeren der Fässer wird der Rhum langsam und vorsichtig durch rühren und belüften auf 45% herabgesetzt. Der Vieux kostet um die 80€.
In der Nase Aromen von Holz, Vanille, Honig und Trockenfrüchten. Dazu noch ein paar geröstete Nüsse und Gewürze. Die Fruchtaromen gehen aber schon etwas unter.
Der Gaumen bietet Holz und auch gut balancierte Tannine, Zuckerrohr, Vanille und wieder Dörrfrüchte. Der mittellange Abgang bietet auch wieder Nüsse, Vanille und Holzwürze.
-8.2 von 10.0-
Fazit
Vier sehr gute Agricole, die auch für einen guten Preis verfügbar sind. Alle vier Abfüllung sind handwerklich sehr gut gemacht und bringen intensive Aromen in die Nase und an den Gaumen.
Cheers!
Schlagwörter: Martinique, Neisson, Neisson 107, Neisson Blanc, Neisson Vieux, Profil 105, Rum, Tasting, Test Last modified: 24. November 2024