Nachhaltigkeit ist im Trend, wird aber häufig leider nur in schönen Werbetexten erwähnt und nicht konsequent gelebt. Heute möchte ich euch deswegen einen Einblick in die Welt Nc’nean-Destillerie (sprich: Nik ni en) von Annabel Thomas geben und die neue Sonderabfüllung, den NC’nean Quiet Gordon Rebels, vorstellen. Die schottische Brennerei hat sich in den letzten Jahren nicht nur für die Qualität ihres Whiskys einen Namen gemacht, sondern für ihren außergewöhnlichen Fokus auf Nachhaltigkeit, denn auch wenn sich die Scotch Whisky Association eigene Ziele für die Nachhaltigkeit gesetzt hat, geht da noch einiges mehr.
NC’Nean: Fokus auf Nachhaltigkeit
Die NC’nean Brennerei befindet sich in der Region Lochaline in den schottischen Highlands und wurde 2017 von Annabell Thomas gegründet. Sie kündigte dafür bereits im Jahr 2013 ihren Job in London und verbrachte vier Jahre damit, Spenden zu sammeln und die Brennerei an der Westküste Schottlands von Grund auf neu aufzubauen. Von Beginn an wurde die Konzeption der Produktion auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Schon der Name NC’nean steht für diese Mission, denn er ist die Kurzform der Göttin Neachneohain, die in der gälischen Mythologie als Beschützerin der Natur verehrt wird.
Die Brennerei setzt auf erneuerbare Energien und nutzt beispielsweise Windkraft und Solarenergie, um ihren Energiebedarf zu 100% decken. Damit ist NC’nean seit 2021 die erste Whisky-Brennerei im Vereinigten Königreich, die das geschafft hat. Sie legt auch großen Wert auf umweltfreundliche Transportmittel und verwendet Elektrofahrzeuge, um ihre Produkte zu verteilen.
Ein weiterer Aspekt ist die nachhaltige Landwirtschaft, die die NC’nean-Brennerei betreibt. Sie nutzt regionale Bio-Gerste, um kurz Transportwege zu haben und ein eigenständiges Terroir zu kreieren. Zudem werden ihre Abfälle zu 99,97% wiederverwertet und recycelt, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Auch die Flaschen bestehen aus recyceltem Glas.
In Bezug auf die Whisky-Herstellung setzt die NC’nean Brennerei auf traditionelle Handwerkskunst und erzeugt den Whisky in kupfernen Brennblasen. Anders sieht es beim Thema Fermentation aus. Hier wird bei NC’nean sehr viel experimentiert. Es kommen zwei Hefesorten zum Einsatz. Eine eher traditionelle Brennhefe und eine zweite Hefe, die fruchtigere Aromen erzeugt, es wird aber auch Experimente mit Rumhefen und Rotweinhefen geben. Die Vergärung dauert bis zu 114 Stunden.
Im Gegensatz zu vielen anderen Whiskybrennereien werden zu unterschiedlichen Jahreszeiten auch unterschiedliche Spirituosenrezepte verwendet, je nachdem, was am Ende der Reifung in Flaschen abgefüllt werden soll. Die Reifung findet dann in unterschiedlichen Fässern statt, überwiegend in speziell behandelten Rotwein- und amerikanischen Whiskeyfässern.
Bilder: NC’nean
Mittlerweile gibt es vier verschiedene Whiskyserien, einen Botanical Spirit, und ein wachsendes Team von “17 quiet rebels”, wie es auf der Website heißt. Darüber hinaus legt die Brennerei großen Wert auf soziale Verantwortung. Sie engagiert sich in der Gemeinschaft und arbeitet eng mit örtlichen Organisationen zusammen, um Bildung und Nachhaltigkeitsinitiativen zu fördern.
NC’nean Quiet Rebels Gordon
Hierbei handelt es sich um die dritte Abfüllung, die jeweils die Mitarbeiter (“quiet rebels”) repräsentieren sollen. In diesem Fall den Brennmeister Gordon Wood. Die Fässer für diesen Whisky wurden zwischen September 2018 und Juli 2019 befüllt. Der Blend besteht aus Whisky der zuvor in STR Rotwein- (74%), Sherry- (19%) und Rivesaltescasks (7%) gelagert wurde. Bei Rivesaltes Weinen handelt es sich um Süßweine. 8688 Flaschen wurden mit einem Alkoholgehalt von 48,5% abgefüllt. Eine Flasche bekommt man ab 85 Euro.
Die Nase wirkt erstmal sehr weich. Typische getridige Gersten- und Malzaromen, Vanille, etwas Pflaumenkompott, säuerliche Beeren und Gewürze begrüßen mich. Dann scheinen für mich herbe Mandarinenschalen etwas durch, aber nicht besonders intensiv. Nach längerem Schnuppern habe ich noch das Gefühl etwas ganz leicht muffiges zu riechen. Und eine dezente Pfefferschärfe finde ich auch. Das junge Alter rieche ich nicht unbedingt, vielleicht fehlt es ihm aber etwas an Tiefe. Rein von der Nase bekomme ich Lust auf den Whisky.
Im Antrunk auch wieder Gersten- und Malzbrand und diesmal noch Kräuter zu den Gewürzen, die im Geschmack aber um eine präsentere Fruchtigkeit (Beeren, Orangenschale) ergänzt wird. Der Whisky ist sehr trocken und adstringierend. Das Mundgefühl ist fast schon ein wenig samtig. Die Alkoholintegration ist am Gaumen aber nicht perfekt. Hier fehlt ihm wahrscheinlich noch etwas Zeit im Fass. Oder ist es vielleicht doch eher Pfefferaroma? Ich bin mir nicht ganz sicher. Es stört mich auf jeden Fall nicht.
Im Abgang kommt eine gewisse malzige Herbe dazu, auch die Mandarine finde ich wieder. Insgesamt fehlt mir bei dem NC’nean ein wenig die Tiefe und Komplexität, hier schmeckt man dann doch das junge Alter mehr als man es riecht.
Fazit
Ein sehr interessantes Debut in meinem Glas, da ich noch keine Berührungspunkte mit den Produkten im Vorfeld hatte. Der NC’nean ist fruchtig, kräuterig und würzig mit einer sehr ausgeprägten Getreidenote. Und sehr trocken. Er ist dann doch im Geschmack komplexer und ausdrucksstärker als ich es von der Nase erwartet hätte. Sein junges Altrer schmeckt man dafür wiederum mehr als man es riecht. Die Flasche ist ein absoluter Hingucker. Und auch wenn ich ihn lecker finde könnte ich mir vorstellen das diese Abfüllung polarisieren könnte. Auch über den Preis muss man sprechen. 85 Euro finde ich für einen so jungen Whisky sportlich, auch wenn mich sonst alles an der Philosophie der Brennerei total abholt.
Cheers!
Schlagwörter: Highlands, NC'nean, Tasting, Test Last modified: 22. November 2023