Man könnte meinen, George Clooney hätte genug damit zu tun, Nespresso-Kapseln zu verkaufen und gelegentlich einen Film zu drehen. Aber nein, der Mann musste auch noch Tequila brennen. Oder besser gesagt: brennen lassen. Zusammen mit seinen Kumpels Rande Gerber und Mike Meldman gründete er 2013 Casamigos – angeblich, weil sie einfach einen richtig guten Tequila für sich selbst wollten. Eine schöne Geschichte, die sich für eine Milliarde US-Dollar an Diageo verkaufen ließ.
Jetzt steht die Marke gemeinsam mit Don Julio vor einem US-Gericht. Die Kläger behaupten, diese als “100% Agave” beworbenen Produkte würden andere Alkohole enthalten. Diageo bestreitet das vehement. Wer recht hat? Das werden die Gerichte klären müssen.
Aber die Klage wirft ein Schlaglicht auf ein viel größeres Problem: Die Tequila-Industrie hat ein Transparenz-Problem, und die Zeit der blinden Promi-Verehrung neigt sich dem Ende zu.
Wenn die Glitzer-Fassade bröckelt
Lange Zeit reichte es, wenn ein Hollywoodstar sein Gesicht auf eine Flasche klebte. Ryan Reynolds macht’s mit Gin, The Rock mit Tequila, und selbst Kendall Jenner musste eine eigene Tequila-Marke haben. Das Versprechen: Trink, was die Stars trinken, und du bist ihnen ein bisschen näher. Funktioniert prima, solange keiner allzu genau hinschaut.
Die aktuelle Klage gegen Casamigos und Don Julio zeigt: Verbraucher werden kritischer. Sie wollen nicht nur wissen, wer auf der Flasche grinst, sondern was drin ist. Und sie sind bereit, dafür vor Gericht zu ziehen. Private Labortests, Instagram-Barkeeper als Kläger – in diesen Zeiten leben wir. Die Frage “100% Agave oder nicht?” ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Das kleine Geheimnis der Branche
Denn hier wird’s interessant: Selbst Tequilas, die sich “100% Agave” nennen dürfen, können bis zu einem Prozent Zusatzstoffe enthalten – ganz legal und ohne Kennzeichnungspflicht. Karamellfarbe für die schöne Bernsteinfarbe, Glycerin für die seidige Textur, Eichenextrakt für den Geschmack nach Fasslagerung. Alles erlaubt, nichts muss aufs Etikett.
Kein Wunder, dass sich eine Gegenbewegung formiert hat. Die “Additive Free Alliance” zertifiziert Marken, die nachweislich ohne diese Tricks arbeiten. Über 100 Brennereien machen bereits mit. Der offizielle Tequila Regulatory Council (CRT) sieht das gar nicht gern und hat die Alliance sogar verklagt. Man könnte fast meinen, da hätte jemand Angst vor zu viel Transparenz.
Die neue Welle rollt bereits
Während die Gerichte tagen, stimmen die Verbraucher mit dem Geldbeutel ab. Marken wie Fortaleza, Tequila Ocho oder G4 erleben einen Boom. Nicht weil ein Promi dafür wirbt, sondern weil sie für traditionelle Herstellung und nachvollziehbare Reinheit stehen. Sie sind oft nicht mal teurer als die Promi-Marken, aber sie erzählen eine andere Geschichte: die von Handwerk statt Hollywood.
Diese Entwicklung ist kein Zufall. Sie spiegelt einen größeren Trend wider: Die kundigen Verbraucher wollen Authentizität. Was für Lebensmittel längst Standard ist – klare Deklaration, nachvollziehbare Herkunft – fordern sie zunehmend auch bei Spirituosen ein.
- Stone Crushed, Oven cooked
- Wood fermented, Copper Pot still distilled
Zeit für eine neue Ära
Für Tequila-Liebhaber sind das gute Nachrichten. Mehr Transparenz bedeutet bessere Produkte, informiertere Entscheidungen und letztendlich mehr Genuss. Denn am Ende des Tages geht es darum, was im Glas landet – nicht wer es bewirbt.
Das heißt nicht, dass Celebrity-Marken keine Zukunft haben. Aber sie müssen mehr bieten als ein bekanntes Gesicht. Sie müssen beweisen, dass hinter dem Glamour echte Qualität steckt. Und sie müssen bereit sein, ihre Karten offen auf den Tisch zu legen.
Für uns Verbraucher ist es jedenfalls eine spannende Zeit. Nie war die Auswahl an hochwertigen, authentischen Tequilas größer. Nie war es einfacher, sich zu informieren und bewusste Entscheidungen zu treffen.
Prost darauf. Mit oder ohne Promi-Gesicht auf der Flasche.
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Last modified: 31. Mai 2025