Der 4000-Liter-Kupferkessel steht bereit in Schottland, gefertigt für eine halbe Million Euro. Er sollte das Herzstück der größten Rum-Destille Europas werden. Doch ob die Anlage jemals in Betrieb gehen wird, ist ungewiss. Am 9. Dezember musste die Brennerei Maennerhobby aus Mönchhagen bei Rostock Insolvenz in Eigenverantwortung anmelden.
Als Grund für die finanzielle Schieflage nennt Firmengründer Martin Neumann die wirtschaftliche Gesamtlage. Der Ukraine-Krieg und die anhaltende Wirtschaftskrise hätten zu einem deutlichen Rückgang der Konsumausgaben geführt. Der 44-Jährige räumt zudem strategische Versäumnisse ein: Der Vertrieb sei Medienberichten zufolge vernachlässigt worden.
Die Brennerei Maennerhobby wurde 2014 gegründet und startete als Hofladen in Klein Kussewitz. 2022 erfolgte der Umzug in ein neues, neun Millionen Euro teures Firmengebäude in Mönchhagen mit modernster Destillationsanlage und angeschlossener Gastronomie. Das Grundstück für den Neubau stellte Robert Dahl, Gründer von „Karls Erdbeerhof”, zur Verfügung und erhielt im Gegenzug Firmenanteile am Unternehmen. Dahl bezieht als Kunde Erdbeer-Gin aus Mönchhagen für seine Erdbeerhöfe.
47 Arbeitsplätze betroffen
Von der Insolvenz sind 47 Mitarbeiter betroffen, berichtet “Bild”. Das Verfahren läuft in Eigenverantwortung, das heißt: Neumann bleibt Geschäftsführer, wird aber von zwei externen Beratern unterstützt. Die Gehälter sind nach Unternehmensangaben für mindestens ein halbes Jahr gesichert. Der formale Investorenprozess beginnt im Januar, das Insolvenzverfahren läuft bis März.
Das Unternehmen sucht aktiv nach neuen Investoren, um die Schließung abzuwenden. Neumann zeigt sich zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden kann.
Crowdfunding-Kampagne blieb hinter Erwartungen zurück
Die geplante Rum-Destille sollte ein wichtiger Expansionsschritt werden. Im September 2025 startete Maennerhobby eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Ziel, 250.000 Euro einzusammeln. Die Kampagne blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück: Es kamen lediglich rund 53.000 Euro zusammen. Die bereits in Schottland gefertigte 4000-Liter-Brennblase aus Kupfer wartet nun auf ihre Schlusszahlung.
Branche unter Druck
Die Probleme der Brennerei sind symptomatisch für die gesamte Spirituosenbranche. Veränderte Konsumgewohnheiten, insbesondere bei jüngeren Zielgruppen, belasten die Umsätze. Hinzu kommt die allgemeine Zurückhaltung bei höherpreisigen Konsumgütern in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Das Unternehmen verfügt über ein Sortiment von mehr als 50 Spirituosen, darunter Rum, Gin, Korn und Obstbrände.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, ob die Brennerei Maennerhobby eine Zukunft hat.
Key Takeaways
- Die Brennerei Maennerhobby meldete Insolvenz an, bedingt durch die wirtschaftliche Lage und strategische Versäumnisse im Vertrieb.
- 47 Arbeitsplätze sind betroffen; die Gehälter sind für mindestens ein halbes Jahr gesichert.
- Die geplante Rum-Destille in Schottland bleibt aufgrund einer gescheiterten Crowdfunding-Kampagne, die nur 53.000 Euro einbrachte, unvollendet.
- Die Spirituosenbranche steht unter Druck durch veränderte Konsumgewohnheiten und wirtschaftliche Unsicherheit.
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