Mit der “Wheel of the Year” Reihe kamen drei Abfüllungen von Dingle auf den Markt, die sich am keltischen Rad des Jahres orientieren sollen. Durch Kirsch Import hatten wir die Möglichkeit in einem Tasting das vom Dingle Brand Ambassador Dave Cummins und Maik Ahlers geleitet wurde diese drei Abfüllungen und auch noch die Einsteigerabfüllung, der Dingle Single Malt, zu verkosten. Als Erstes aber ein paar ein paar einführende Worte zur noch sehr jungen Geschichte der Brennerei.
Dingle Distillery
Die Dingle Brennerei auf der Halbinsel Dingle im süd-westlichen County Kerry gelegen, wurde 2012 von Liam LaHart, Peter Mosley und dem mittlerweile verstorbenen Oliver Hughes – den Gründern der Porterhouse Brewing Group und ihrer Bars in Dublin, London und New York – als handwerkliche Brennerei in einer umgebauten Sägemühle gegründet. Mosley ist auch heute noch der Head Brewer bei Porterhouse. Als wesentlicher Initiator für das Dingle Projekt gilt jedoch Oliver Hughes, der auch die Region Dingle als Standort für die Brennerei auswählte, weil er hier sehr gern mit seiner Familie Urlaub machte.
Dingle liegt an der westlichsten Punkte Europas und fernab jeglichen urbanen Lebens inmitten der weitläufigen, grünen Landschaft und war die erste unabhängige Craft Distillery Irlands der jüngeren Vergangenheit. Seit 2019 ist Graham Coull Distillery Manager, Master Distiller und Master Blender. Zuvor arbeitete Coull 8 Jahre als Distillery Manager, Master Distiller und Master Blender bei Glen Moray und 11 Jahre als Distillation Manager bei Glen Fiddich.
Die Destillation erfolgt mit drei indirekt beheizten Forsyth Swan Neck Kupfer Pot Stills mit abfallende Lyne Arms und zwei Hybrid Stills. Die Planung der Brennerei fand mit dem schottischen Whisky-Experten John McDougall statt. McDougall ist eine Legende der Whiskybranche und war in der Produktion oder als Manager bei Balvenie, Ladyburn, Laphroaig, Springbank und Tormore tätig.
Dingle bietet neben Whiskey auch Vodka und Gin an, die auf den Hybrid Stills gebrannt werden, von denen zum Start nur eine zur Verfügung stand und auf den Namen Oisin hört. Der Dingle Gin – produziert am 7. Oktober 2012 – war das erste Produkt das zu Weihnachten 2012 auf den Markt kam. Der Gin besteht aus neun Pflanzen und Kräuter der Region: Wacholder, Eberkirsche, Eibe, Fuchsia, Heide, Kerbel, Weißdorn, Koriander und Engelwurz. Der Absatz des Gins lief sehr gut und ebnete den Weg für die Produktion des Whiskeys. Der erste Whisky wurde am 18. Dezember 2012 gebrannt und am 19. Dezember 2015 abgefüllt. Das erste abgefüllt Fass war das Fass 1, das aber nicht in den Verkauf ging, sondern als Erinnerungsstück aufgehoben wurde. Stattdessen ging Fass 2 als erste Abfüllung in den Verkauf. Eine Flasche die heute auf dem Zweitmarkt extrem hohe Preise erzielt.
Als Besonderheit gibt es bei Dingle eine hölzerne Mash Tun, in der die Herauslösung des Zuckers aus dem Getreide durch hinzufügen von heißen Wasser und rühren stattfindet. Mash Tuns werden natürlich in jeder Whiskybrennerei benötigt, zumeist sind diese aber aus Metall. Danach kommt das von den Schalen befreite “Zuckerwasser” zur Fermentation in die Washbacks. Die Fermentation in den fünf Washbacks ist für Whiskyverhältnisse mit 72h relativ lang. Das Wasser kommt aus einem 70 Meter tiefen Brunnen.
Nur wenige Minuten entfernt befindet sich das Warehouse indem auch die Abfüllung und Etikettierung erfolgt. In dem Warehouse befinden sich auch mehrere hundert sogenannte “Founding Fathers Fässer”. Bei diesen Fässern handelt es sich um Fässer die exklusiv für die “Founding Fathers” zum Verkauf standen um die Brennerei ohne eine Bank zu finanzieren. Nach der Reifung zum Whiskey konnten die Besitzer entscheiden ob sie den Whiskey weiter reifen lassen, abfüllen oder an Dingle zurück verkaufen wollen.
Bilder: Kirsch Whisky
Dingle Single Malt
Der Dingle Single Markt ist die Einsteigerabfüllung der Marke. Der Whisky reifte für 6 bis 7 Jahre sowohl in PX Sherry- als auch in Bourboncasks und wird aus aus 100% gemälzter Gerste im Pot Still-Brennverfahren dreifach gebrannt. Der fertige Blend besteht am Ende zu 69% aus dem Whisky aus den Sherryfässern. Die Verdünnung des Whisky erfolgt extrem langsam über viele Wochen. 50.000 Flaschen wurden davon abgefüllt. Die Flaschen empfinde ich als extrem wertig. Sie haben einen sehr dicken Boden und auch das Design spricht mich an. Eine 700 ml Flasche kostet um die 40€.
Aromatisch finde ich in der Nase ausgeprägte, fruchtige und leicht säuerlich anmutende Sherry- und Weinaromen, Birne, Getreide, ganz dezente Vanille, etwas Honig und ein paar Gewürze.
Am Gaumen fällt mir zunächst die ausgesprochene Milde und leichte Cremigkeit auf, das ist wahrscheinlich auf das dreifache Destillationsverfahren in den Pot Stills zurückzuführen und gefällt mir sehr gut. Aromatisch finde ich wieder fruchtige Aromen wie Trauben, Erdbeeren und Birnen, wieder Vanille, Holz und etwas dunkle Schokolade. Zusätzlich finde ich nun mehr Gewürze, vorallem etwas Pfeffer und Piment, eine elegante Honigsüße und deutlichere Getreidearomen. Ein sehr milder Whiskys der pur schmeckt, aber auch in Drinks sehr gut funktioniert.
Dingle Samhain
Der Samhain ist die erste Abfüllung der Wheel oft the Year Serie. Der Name steht für eines der vier wichtigsten saisonalen Feuerfeste. Seit über 2.000 Jahren markiert dieses Fest (acht gibt es insgesamt) den ersten Abschnitt des Kalenders. Der Samhain ist auf 10.000 Flaschen limitiert. Er lagerte fünf Jahren in Bourbonfässern und erhielt danach ein zweijähriges Finish in Süßwein-Moscatel Fässern der Bodega Fernando de Castilla aus Jerez. Der Alkoholgehalt beträgt 50.5%. Er wurde nicht Kühlgefiltert und nicht gefärbt. Kostet um die 80€.
In der Nase finde ich fruchtig-weinige Aromen, Amarenakirschen, grünen Apfel, Gewürze wie Zimt und Pfeffer, Vanille, Zitronenzeste, Nüsse, Cerealien, brotige Aromen und eine dezente Lösungsmittelnote, die aber nach etwas Zeit verfliegt.
Am Gaumen fällt die vorhandene Süße auf, dazu Aromen von Zitronensaft, Früchtebrot, leichte salzige Aromen, würzigen Kardamom und Vanille. Auch die kräftige Pfeffernote kann ich im Geschmack wieder finden. Ich empfinde ihn als sehr gut balanciert.
Der trockene Abgang ist geprägt von Zitrusschalen, Nelken, Ingwer und Fass Tanninen. Cummins beschreibt ihn als Afterdinner Whiskey. Das trifft es eigentlich ganz gut.
Dingle Bealtaine
Die Bealtaine Edition repräsentiert das Fest, welches den Beginn des Sommers markiert. Der mit 52,5% abgefüllte Whiskey ist eine Hommage an lange Sommerabende. Dafür wurde der Whiskey zunächst in Bourbonfässern gereift und anschließend 2,5 Jahre in 1st Fill Chiraz Fässern gefinished. 5000 Flaschen davon kamen auf den Markt. Eine Flasche kostet um die 90€.
Der Dingle startet mit einer reichhaltigen und dunkelfruchtige Nase. Die Früchte wirken eher frisch und leicht. Himbeeren, Pflaumen und rote Weintrauben. Ganz kurz fällt mir auch ein wenig Streichholzschwefel auf. Dazu Nüsse mit etwas Zimt. Im Hintergrund Amarena-Kirschen und etwas cremiger Vanillepudding.
Der Auftakt am Gaumen ist würzig mit einem Hauch Zimt, Piment und viel Pfeffer. Danach folgen die Früchte aus der Nase. Erdbeeren, Weintrauben, Kirschen. Es gibt auch einige Trockenfrüchte wie Pflaumen und Rosinen. Wieder etwas Vanillepudding und zunehmend auch dunkle Schokolade. Der Abgang wird dann etwas bitterer durch die Fass-Tannine und einer aufkommenden weinigen Schwere, die mir nicht so zusagt.
Dingle Lá le Bríde
Mit der auf 10.000 Flaschen limitierten Abfüllung Lá le Bríde feiert Dingle das keltische Fest, das den Beginn des Frühlings symbolisiert. Der Whiskey reifte zunächst in Bourbonfässern und wurde dann in Rye Casks von Sagamore verfeinert. Der Alkoholgehalt beträgt 50.5%.
Bei dieser Abfüllung begrüßt mich eine sehr frische und grasige Nase, die trotzdem würzig ist. Ich finde Aromen von Anis, Minze, Kräutern, jungen Holz, überreifen Äpfeln und Getreide.
Im Antrunk dann wieder eine recht präsente Süße, viel Vanille, Pfirsisch, die Würze aus dem Ryefass, Kekse. Dann treten im Abgang auch bittere Aromen und etwas Tabak in Erscheinung, ehe wieder eine leichte Honigsüße zurück bleibt. Der Dingle wirkt gut balanciert und die Alkoholeinbindung ist gut, aber nicht perfekt. Auch das ölige Mundgefühl gefällt mir sehr gut. Spannend!
Zusammenfassung
Das war eine spannende Reise nach Irland. Die Dingle hat mir gut – sehr gut gefallen. Besonders hat mir das Experiment mit dem Rye Fass gefallen. Nicht ganz so begeistert war ich von der weinigen Schwere im Abgang des Bealtaine, aber das ist rein subjektive Geschmackssache, denn gerade diese Abfüllung hat einige der mit zu geschalteten Whiskeynerds extrem abgeholt.
Cheers!
Schlagwörter: Dingle, Dingle Bealtaine, Dingle Lá 'le Bríde, Dingle Samhain, Dingle Single Malt, Dingle Wheel of the Year, irischer Whiskey, Tasting, Test Last modified: 28. Oktober 2023