Es ist der Geruch der Karibik in einer Flasche, und doch stammt er von einem Ort, den man eher mit Crocodile Dundee als mit Zuckerrohr verbindet. Die Rede ist vom Killik Gold Aged Rum, einer gereiften Melasse-Spirituose aus Australien. Genauer aus Belgrave, Victoria, einer Region unweit von Melbourne, die eher für ihre üppigen Wälder als für tropische Strände bekannt ist. Doch das lokale Zuckerrohr, das unter der australischen Sonne reift, bildet die Basis für diesen Rum. Das Klima in Victoria – warm, aber mit kühleren Nächten – sorgt für eine langsame, aromatische Fermentation, die dem Rum seine Tiefe verleihen soll.
Die Brennerei
Killik ist die erste australische Brennerei, die sich auf High Ester Rums spezialisiert hat. Der Name Killik ist von den einfachen Ankern der Goldsucher inspiriert. Gegründet wurde die familiengeführte Brennerei 2019 von Ben und Callan Pratt am Rande des Sherbrooke Forest. Beide sind Ex-Brauer von saurem Bier, mit einem Hang zur unorthodoxen Fermentation. Ihre Philosophie: wilde Hefen, lange Gärung.
Die Herstellung
Die Brennerei verwendet als Basis Melasse aus lokalem Zuckerrohr und ergänzt sie mit „Dunder“ (einem säurehaltigen Rückstand aus früheren Fermentationen) und „Muck“ (einer wilden Hefekultur), um die Fermentation über 7-14 Tage anzutreiben. Diese traditionellen jamaikanischen Techniken fördern die Bildung von Estern, die für die charakteristischen Noten von Ananas, Banane oder sogar Bubblegum Aromen verantwortlich sind. Killik experimentiert auch mit wilden Hefen, die aus der Umgebung der Brennerei stammen, was dem Rum eine regionale Note – ein Terroir – verleiht. Die lange Fermentation findet in offenen Holztanks statt, die den Kontakt mit Sauerstoff erhöhen und die Komplexität der Aromen steigern. Die Destillation erfolgt in einem 1000-Liter-Hybrid-Brennkessel.
Die Reifung des Killik Golden Rum erfolgt in Ex-Chardonnay-Fässern aus australischem Eichenholz. Die Fässer werden leicht getoastet, um die Holzzucker zu karamellisieren, was dem Rum eine sanfte Süße und eine goldene Farbe verleiht, ohne ihn zu überladen. Die Reifezeit beträgt etwa ein Jahr. Das Klima beschleunigt die Interaktion zwischen Rum und Holz, ähnlich wie in tropischen Regionen, wo der „Angel’s Share“ hoch ist – bei Killik liegt er bei etwa 7-8 % pro Jahr. Im Gegensatz zu den in der Rumwelt üblicherweise genutzten Ex-Bourbon-Fässern, die oft starke Vanille- und Karamellnoten liefern, tragen Ex-Chardonnay-Fässer eine hellere, frischere Charakteristik bei. Die Abfüllung erfolgt in Trinkstärke mit 42%. Der Preis beträgt 85€ für 700ml.
Tasting
Die Nase beginnt mit einem kräftigen, aber einladenden „Hogo“-Schlag. Fermentierte Beeren dominieren, untermalt von einer leicht säuerlichen Note, die an Naturjoghurt und Apfelessig erinnert, grüne Oliven, ein Hauch von frischer Kiefernrinde, Weingummi, leicht phenolisch, aber nicht unangenehm. Nach ein paar Minuten im Glas treten weichere Töne hervor: Karamell und Vanille, aber auch eine gewisse Gerbstoffigkeit, vermutlich vom Weinfass.
Der erste Schluck ist geschmeidig und frisch, mit einer kräftigen Fruchtigkeit. Tropische Früchte wie Ananas, aber auch Beeren wandern über die Zunge, begleitet von einer zitrusartigen Frische. Aromen von Eukalyptus und schwarzem Tee legen sich über die fruchtige Basis, begleitet von einem zarten Hauch Vanille und einer Spur Rauch. Der hohe Estergehalt fügt einen funky Unterton hinzu, der an jamaikanische Klassiker und Savanna HERR erinnert. Der Körper ist mittelschwer.
Der Abgang ist mittellang, trocken und holzbetont. Leichte Röstaromen, eine dezente Phenolnote, dazu etwas Walnuss und Lakritz.
-8.4 von 10.0-
Fazit
Der Killik Gold Aged ist kein klassischer Rum im Sinne der großen karibischen Vorbilder, sondern eine australische Interpretation von gereifter Melasse. Er polarisiert – und das mit Absicht. Aromatisch wandelt er zwischen Jamaika und Reunion.