Cobra’s Fang – ein Tiki-Cocktail

Inhaltsverzeichnis

Unter den Klassikern der Tiki-Ära nimmt der Cobra’s Fang eine wichtige Stellung ein. Er ist zwar kein so populärer Cocktail wie der Mai Tai oder der Zombie, doch er steht exemplarisch für die frühe Phase des Tiki-Kults der 1930er- und 1940er-Jahre.

Die Geschichte des Cocktails

Die Geschichte des Cobra’s Fang beginnt im Los Angeles der 1930er-Jahre, einer Stadt zwischen Glamour, Wirtschaftskrise und kolonialer Faszination. Hier eröffnete 1934 Ernest Raymond Beaumont Gantt, besser bekannt als Don the Beachcomber, eine kleine Bar, die den Beginn einer kulturellen Revolution markieren sollte.

Don Beach hatte als junger Abenteurer die Karibik, Polynesien und den Südpazifik bereist. Zumindest erzählte er es so. In Wahrheit war vieles Erfindung. Doch seine Geschichten, kombiniert mit einer neuartigen Ästhetik aus Bambus, Masken, Rattanmöbeln und tropischer Musik, schufen eine Mythologie der Südsee, die das amerikanische Publikum nach der Großen Depression tief berührte. Der Cobra’s Fang tauchte früh in diesem Kontext auf.

Rezept Cobra’s Fang

Zutaten

  • 45 ml Jamaika Rum
  • 22,5 ml Overproof Rum (im Original El Dorado 151 Rum)
  • 15 ml Falernum
  • 15 ml Limettensaft
  • 15 ml Orangensaft
  • 15 ml Passionsfruchtsirup (Meneau)
  • 1-2 Dash Absinth
  • Minze + gedörrtes Limettenrad als Deko

Zubereitung

Alle Zutaten mit 3 Eiswürfeln kurz schütteln. In einen Tiki-Becher mit Crushed Ice abseihen. Mit Minze und einer Limettenscheibe garnieren. Mit einem Strohhalm servieren.

In technischer Hinsicht ist der Cobra’s Fang ein gutes Beispiel für das aromatische Denken Don Beachs. Er verstand Alkohol, Säure, Zucker und Gewürz als ein zusammenhängendes System.

Die Kombination aus Rum, Absinth (Anis, Thujon), Falernum (Ingwer, Nelke, Mandeln) und Passionsfruchtsirup erzeugt eine für ihn typische Aromatik.

Der Cobra’s Fang im 21. Jahrhundert – Acht moderne Interpretationen

Im Folgenden werden acht moderne Interpretationen vorgestellt, die zeigen, wie vielfältig der „Biss der Kobra“ heute ausfallen kann – von Kalifornien über New York bis Boston und Europa.

1. Strong Water (Anaheim, Kalifornien)

In der Bar Strong Water in Anaheim wird der Cobra’s Fang als handwerkliche Rekonstruktion des Don-the-Beach-Originals verstanden.

Rezept:

  • 1 ½ oz dunkler Jamaika-Rum (Appleton Estate 12)
  • ½ oz 151 Proof Demerara Rum (Lemon Hart 151)
  • ½ oz Falernum
  • ½ oz Limettensaft
  • ½ oz Orangensaft
  • ½ oz Fassionola-Sirup (Passionsfrucht, Hibiskus, Ananas)
  • 1 dash Angostura Bitters
  • 1 Spritzer Absinth

2. Noah Suderman

Der New Yorker Bartender und Autor Noah Suderman rekonstruiert in seinem Newsletter “Cocktails with Suderman” die Zutat Fassionola, die in Don Beach’s Rezepten auftaucht, aber jahrzehntelang verschollen war.

Rezept:

  • 1 oz Jamaika-Rum (Hampden 46 %)
  • 1 oz Demerara-Rum (El Dorado 8 y)
  • ¾ oz Limettensaft
  • ½ oz hausgemachtes Falernum
  • ½ oz Fassionola (Hibiskus, Himbeere, Passionsfrucht)
  • 1 dash Absinth
  • 1 dash Angostura Bitters

3. Fred Yarm (Boston)

Der bekannte Tiki-Forscher Fred Yarm (Cocktail Virgin Slut, 2018) interpretiert den Cobra’s Fang als aromatisch dichte Variante.

Rezept:

  • 1 oz Plantation OFTD Overproof Rum (69 %)
  • 1 oz Plantation Original Dark Rum
  • ½ oz Passionsfruchtsirup
  • ½ oz Falernum
  • ½ oz Limettensaft
  • ¼ oz Grenadine
  • 1 dash Absinth
  • 1 dash Angostura Bitters

4. Andrew Rhea

Der New Yorker YouTuber Andrew Rhea (How to Drink) dekonstruiert den Klassiker in ein sommerliches Leichtgewicht: den Cobra’s Fang Spritz.

Rezept:

  • 1 oz gereifter Jamaika-Rum (Smith & Cross)
  • ½ oz Falernum
  • ½ oz Passionsfruchtsirup
  • ½ oz Limettensaft
  • 1 dash Bitters
  • Aufgießen mit trockenem Schaumwein

5. Death & Co (New York)

In der modernen Barkultur gilt Death & Co als Synonym für Präzision. Ihre Version des Cobra’s Fang, dokumentiert im Buch Modern Classic Cocktails, ist ein Paradebeispiel für die Neuinterpretation klassischer Rezepte.

Rezept:

  • 1 ½ oz Rum (Appleton Estate Reserve Blend)
  • ¾ oz Overproof Rum (El Dorado 151)
  • 1 tsp Crème de Pêche
  • ¾ oz Limettensaft
  • ½ oz Orangensaft
  • ½ oz Passionsfruchtsirup
  • ½ oz Zimtsirup
  • 2 dashes Absinth
  • 1 dash Angostura Bitters

6. Kindred Cocktails

Rezept:

  • 1 ½ oz Overproof Rum (Lemon Hart 151)
  • 1 tsp Falernum
  • ½ oz Passionsfruchtsirup
  • ½ oz Limettensaft
  • ½ oz Orangensaft
  • 2 dashes Absinth
  • 1 dash Bitters

7. London Tiki Room

In der Londoner Craft-Bar Laki Kane wurde 2023 eine britische Neuinterpretation vorgestellt, die den Cobra’s Fang auf sensorische Reinheit reduziert

Rezept:

  • 1 oz Hampden Overproof
  • 1 oz El Dorado 12 y
  • ½ oz Passionsfruchtpüree
  • ½ oz Falernum (Hausrezept mit Galgant und Zimt)
  • ½ oz Limettensaft
  • 1 dash Absinthe Verte

8. The Old Man (Singapur)

Die mehrfach prämierte Bar The Old Man (benannt nach Hemingway) interpretiert den Cobra’s Fang künstlerisch.

Rezept:

  • 1 oz jamaikanischer Rum (fat-washed mit Kokosöl)
  • ½ oz gealterter Guyana-Rum
  • ½ oz hausgemachtes Falernum mit Kardamom und Limettenblättern
  • ½ oz Passionsfruchtcordial
  • ¼ oz Limettensaft
  • 1 dash Absinth
  • Garnitur: getrocknete Banane

Cheers!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close Search Window
Close

Für Leute mit Geschmack

Wir servieren dir gut geschüttelte Newsletter-Inhalte rund um Barkultur, Spirituosen und das gepflegte Trinken.

Abbestellen geht immer. Aber dann verpasst du vielleicht den besten Rum deines Lebens.